Ein lieber Freund der Kinder oder der Streit vieler Märchenfiguren
Vor einigen Jahren war der liebe Kinderfreund, Märchenerzähler, mit Vornamen Henning, in seinem Aufnahmestudium und überlegte, welches Märchen er die Kinder auf der CD demnächst vorlesen oder erzählen wollte. Er kam auf das Märchen Tischlein deck dich, Esel Streck- dich, Knüppel aus dem Sack. In seinem Aufnahmeraum hingen viele Märchenbilder. Diese motivierten Henning beim Märchen lesen.
Er bereitete den Text des Märchens vor und las ihn sich nochmal richtig und langsam durch, damit er beim Vorlesen oder Erzählen nicht ins Stocken kam.
Es wurde Mittag und Henning ging zum Mittagessen. Als Essen gab es Fleisch mit Erbsen und Kartoffeln. Dieses war sein Lieblingsessen.
In der Zeit, in dem er aß, wurde es in seinem Aufnahmestudio lebhaft. Viele Märchenfiguren, die er an den Wänden auf den Bildern hängen hatte, wurden lebendig und stritten sich. Jedes Märchen der Märchenfiguren wollte als erster gelesen werden.
Frau Holle rief: „Ich komme zuerst dran!“
Rapunzel angebliche Mutter, die Hexe, schrie: „Nein, wir sind die Ersten!“
Vom Schneider der Sohn, der für seine Lehrjahre beim Schreiner einen Tisch bekommen hatte, der sich allein mit den schönsten Kostbarkeiten deckte, stellte diesen in die Ecke und ließ ihn auftischen. Er wollte Henning damit locken. Auch der Teufel mit den drei goldenen Haaren war da und sagte laut: „Wenn ich nicht dran komme, werde ich alle Stecker aus den Steckdosen ziehen und es kommt keiner dran. Der PC geht dann nicht mehr.“
Der Wolf vom Märchen Rotkäppchen und der Wolf brüllte geräuschvoll: „Wenn unser Märchen nicht dran kommt, dann fresse ich den Märchenerzähler!“
So ging das nun hin und her, bis plötzlich Schneewittchen eine Idee hatte.
Henning muss allein entscheiden, welches Märchen er als Nächstes vorliest. Man kann nicht alle zur gleichen Zeit lesen.
Der Teufel war damit nicht einverstanden und zog alle Stecker der elektrischen Geräte aus den Steckdosen. Kein Gerät ging mehr.
Schneewittchen Stiefmutter schimpfte den Teufel aus. „Der Fernseher, der dort hinten in der Ecke steht, ging nicht mehr. Dieser funktionierte, wie mein Spiegel an der Wand und zeigte immer die Schönste im Land an.“ Sie brüllte scharf zum Teufel: „Wenn du die Stecker nicht gleich wieder in die Steckdosen steckst, reiße ich dir deine drei goldenen Haare heraus!“
Der Teufel bekam Angst und tat, was die Stiefmutter ausgedrückt hatte.
Plötzlich mischte sich auch noch das tapfere Schneiderlein ein. Wenn du böser Wolf, Henning, fressen willst, hole ich meine Schneiderschere und schneide dir den Bauch auf.
Die sieben Geißlein riefen: „Oh ja, wir holen Wackersteine und packen sie den Wolf in den Bauch und du tapferes Schneiderlein kannst ihn wieder zunähen.“
Die Schneekönigin flüsterte leise: „Ich komme dran, ansonsten werden eure Herzen alle zu Eis.“
So ging der Streit im Aufnahmestudio immer weiter und Henning war mit dem Essen fertig. Es hatte wiedermal toll geschmeckt. Zum Nachtisch bekam er süßen Brei. Den hatte seine Frau in einem Töpfchen gekocht, das fasst so aus sah, wie das Töpfchen im Märchen der süße Brei. Es stand noch eine Flasche Bier auf dem Tisch. Diese trank er genüsslich aus. Worauf er zu seiner Frau sagte: „Ich habe mich entschlossen, nicht das Märchen Tischlein deck dich, Esel Streck- dich, Knüppel aus dem Sack, sondern weil mir das Kompott so gut geschmeckt hat, werde ich den Süßen Brei vorlesen“, stand auf und ging in sein Aufnahmestudio. Alle Märchenfiguren hörten Henning kommen und sprangen in ihre Bilder und es wurde ganz ruhig im Studio, als war nichts gewesen .
Als er die Tür aufmachte, hörte er, wie ein Huschen im Zimmer vonstattenging. Er ging zu seinem Stuhl, setzte sich drauf, machte den PC an und rief das Märchen der süße Brei auf. Henning hörte ein lautes stöhnen im Studio. Alle Märchenfiguren sind wieder auf ihren Märchenbildern. Es war, als wäre nichts gewesen.
Als der Märchenerzähler den Raum verlassen hatte, ging der Streit der Märchenfiguren weiter. Nach einem Jahr renovierte er das Studio. Er hängte alle Bilder ab und verschenkte diese an die Schule in seiner Heimatgemeinde. Seitdem stritten sich die Märchenfiguren nächtelang, welches Märchen in der Schule von der Lehrerin vorgelesen wird und wenn man die Schule nicht geschlossen wird, dann streiten die Märchenfiguren sich immer noch weiter. (c) Friedrich Buchmann