Zu DDR-Zeiten werden am Stralsund in erster Linie Fischereischiffe gebaut. Nach der Wende schwenkt die Volkswerft auf Containerfrachter, Spezialbauten sowie Kreuzfahrtschiffe um. Immer mit an Bord: finanzielle Sorgen.
Fotografieren streng verboten! Diese deutliche Warnung gilt jahrelang für das gesamte Gelände der Volkswerft in Stralsund. Aus gutem Grund: Die Rüstungsaufträge der Werft sollen geheim bleiben. Anfang der 1950er-Jahre rangieren die Sicherheitsinteressen der DDR und der Sowjetunion aufgrund des Kalten und des Korea-Krieges zeitweise vor den ursprünglichen Kernaufgaben: dem Fischereischiffbau. Die ersten Minenleg- und -räumschiffe produziert die Volkswerft zwischen 1952 und 1954. Sie sind knapp 60 Meter lang und unter anderem mit einem 37-Millimeter-Geschütz sowie Wasserbombenwerfern bestückt. Die Schiffe, für 38 Mann Besatzung ausgelegt, haben im Marinedeutsch den Namen "Habicht". Sie kommen bei den Seestreitkräften der DDR zum Einsatz. Sechs Monate Zeit für eine funktionierende Werft
Die Anfänge der Werft gehen zurück auf das Ende des Zweiten Weltkriegs: Die Sowjetunion ist eine Großmacht ohne Flotte. Zudem sind ihre schlecht ausgestatteten Fischerboote nicht in der Lage, genug zu fangen, um die Not im Land zu lindern. Deshalb erteilt die Sowjetische Militäradministration in Deutschland am 7. Juni 1948 den Befehl Nr. 103. Dieser regelt im Rahmen der Reparationsforderungen den generalstabsmäßigen Bau einer Werft. Die bereits seit 1945 in Stralsund ansässige Ingenieurbau GmbH geht in das Eigentum des Volkes über. Sie bildet die Grundlage für die neue Volkswerft. Der Befehl sieht vor, die Werft ab dem 1. Januar 1949 in Betrieb zu bringen - in nur sechs Monaten. Diese Vorgabe erfordert eine Abkehr vom traditionellen Schiffbau. Nun sind industrielle Fertigungsmethoden und Serienbau gefragt. Der vollständig geschweißte Schiffskörper wird Standard.