Jahrhundertelang haben die Menschen im Harz mit und vom Bergbau gelebt. Mit dem Aus für die Grube "Hilfe Gottes" in Bad Grund als letztem deutschen fördernden ErzbergwVor gut 500 Jahren erlebt der Harz einen "Goldrausch": Mit der Bergfreiheit in St. Andreasberg 1521 darf ein jeder dort nach Bodenschätzen suchen - und die Menschen vor Ort nutzen das. Sie erschließen sich die unterirdische Landschaft und leben fortan von und mit dem Bergbau. Der verändert die Region nicht nur wirtschaftlich, sondern auch die Naturlandschaft.
So beschreibt Johann Wolfgang von Goethe seine Eindrücke aus einem Stollen des Harzer Bergwerks Rammelsberg im Jahr 1784. Was er beobachtet, ist das sogenannte Feuersetzen, bei dem die Bergarbeiter das Gestein mittels großer Feuer sprengen, um die wertvollen Erze zu gewinnen. Goethe ist damals Bergbauminister in Thüringen und studiert auf seiner Reise die Techniken der Harzer Bergmänner - denn diese sind bekannt für ihr umfangreiches Wissen, das schon damals Jahrhunderte zurückreicht.
Die Anfänge der Bergbaus im Harz
Denn im Harz wird schon seit dem Mittelalter systematisch geschürft, am Rammelsberg bereits mindestens seit dem Jahr 968. Ein 2021 in einem bis dato unzugänglichen Schacht gefundenes Stück Leder könnte laut Forschern gar aus dem 9. Jahrhundert stammen. Andere Funde belegen, dass Harzer Erze sogar bereits in der Bronzezeit verarbeitet wurden. Im 12. und 13. Jahrhundert erlebt der Bergbau im Oberharz eine erste Blütezeit. Bleiglanz, Kupfer, Zink und vor allem das begehrte Silber - das Mittelgebirge ist reich an Bodenschätzen.
Bild entfernt (keine Rechte) Mithilfe des Feuersetzens sprengen die Bergleute das Gestein - hier eine Darstellung aus dem 16. Jahrhundert.
Zunächst gewinnen die Bergleute vor allem Erze, die nah an der Erdoberfläche liegen, später müssen sie immer weiter in den Berg vordringen. Doch Tiefen von mehr als 60 Metern sind für die Menschen des Mittelalters nicht mehr zu überwinden - der Bergbau gelangt an seine technischen Grenzen. Hinzu kommt im 14. Jahrhundert die Pest, die ganze Landstriche entvölkert. Bergfreiheit lockt Menschen in den Harz
Bild entfernt (keine Rechte) Durch die Privilegien der Bergfreiheit wurde die Arbeit unter Tage für viele attraktiv - hier eine Aufnahme von Bergarbeitern um 1910.
Erst im 16. Jahrhundert bricht für den Harzer Bergbau eine neue Ära an. Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich der Jüngere, erlässt 1521 und 1527 die sogenannten Bergfreiheiten, um Bergleute anzulocken. Sie garantieren unter anderem Steuerfreiheit, Erlaubnis zur Jagd, freien Bezug von Bau- und Brennholz sowie die Freiheit von Herrendiensten - immense Privilegien in einer Zeit, in der vielerorts die Leibeigenschaft vorherrscht. Sankt Andreasberg im Silberrausch
Bild entfernt (keine Rechte) Die Grube Samson in Sankt Andreasberg von 1521 gehörte zu ihrer Betriebszeit zu den tiefsten Bergwerken der Welt.
Mit dem großen "Bergschrei" - der Nachricht bedeutender Silberfunde - beginnt in dem kleinen Ort Sankt Andreasberg ein regelrechter Silberrausch: Scharenweise zieht es die Menschen dorthin - neben Bergleuten aus dem Erzgebirge auch Abenteurer und Glücksritter. Der Bergbau boomt: Bereits 1537 sind allein in Sankt Andreasberg 115 Gruben in Betrieb, um 1570 wohnen bis zu 8.000 Menschen in der Bergstadt - etwa viermal so viele wie heute. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstehen insgesamt sieben freie Bergstädte mit weit reichenden Privilegien wie Zollfreiheit, Marktrechten und einer eigenen Gerichtsbarkeit - neben Sankt Andreasberg die Orte Altenau, Clausthal, Grund, Wildemann, Zellerfeld und Lautenthal.