Frauen und Männer sind im Straßenverkehr unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt. Frauen sind beispielsweise öfter im Auto festgeklemmt als Männer oder können sich schwerer selbst befreien. Eine neue Studie zeigt zum ersten Mal, wie gravierend die Unterschiede sind.
Anmerkung der Redaktion: Wir halten uns in diesem Artikel an die von der Studie gegebene biologische Unterscheidung zwischen Frauen und Männern – auch wenn es sowohl als Männer und Frauen gelesene Personen mit den hier benannten Körpermerkmalen gibt, als auch andere Geschlechter.
Bei einem Autounfall werden fast doppelt so viele Frauen im Fahrzeug eingeklemmt wie Männer. Zudem erleiden die Geschlechter unterschiedliche Verletzungen, wie die erste große Studie zu dem Thema aus Großbritannien zeigt.
Die Wissenschaftler:innen untersuchten 70.027 Krankenhauspatient:innen von 2012 bis 2019 und fanden heraus, dass Männer zwar eher in schwere Unfälle verwickelt waren, aber 16 Prozent der Frauen im Auto eingeklemmt wurden – dagegen nur neun Prozent der Männer. Frauen erlitten vergleichsweise mehr Hüft- und Wirbelsäulenverletzungen, während bei Männern Kopf-, Gesichts- und Brustverletzungen häufiger auftraten.
Unterschiede in der Körperform bei Crashtests nicht bedacht
Als Ursache dafür nennen die Forscher:innen unter anderem den unterschiedlichen Körperformen. Die Ergebnisse der Studie könnten daher helfen, das Fahrzeugdesign und die Sicherheit für beide Geschlechter zu verbessern. Denn standardmäßig werden Crashtests mit Dummies durchgeführt, die eher einem männlichen Körper entsprechen. Die Journalistin und Autorin Caroline Criado-Perez berichtete in ihrem Buch „Unsichtbare Frauen“ bereits 2020, dass der am häufigsten eingesetzte Dummy 1,77 Meter groß ist und 76 Kilogramm wiegt. Leichtere Körper werden demnach schneller nach vorne geschleudert. Das Buch war für die Forscher:innen die Motivation für die Studie.
Die spezifischen körperlichen Verletzungen können es Frauen erschweren, nach einem Unfall aus dem Auto zu steigen. „Frauen haben zum Beispiel eine viel höhere Rate an Beckenverletzungen und es ist schwieriger, sich selbst aus einem Auto zu befreien, wenn man sich das Becken gebrochen hat“, wird Lauren Weeks, Mitwirkende an der Studie, vom Guardian zitiert. Ausschlaggebend für das häufige Auftreten dieser Art Verletzungen ist laut Weeks, „dass das Becken von Frauen, selbst wenn man Größe und Gewicht berücksichtigt, viel breiter ist als das von Männern“.
Unterschiedliche Fahrweisen führen zu Verletzungen
Auch unterschiedliche Fahrweisen könnten laut der Studie verantwortlich für die Verletzungen sein. Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass häufiger Männer fahren, somit auf dem Fahrersitz sitzen und häufiger in Frontalzusammenstöße verwickelt sind. Wenn dann jedoch Frauen fahren, würden sie den Sitz näher am Lenkrad positionieren, was dazu beitragen könnte, dass sie häufiger eingeklemmt werden.