Es ist mal wieder heiß in fast ganz Deutschland, der Wetterdienst warnt – und so allmählich entsteht ein Bewusstsein dafür, dass das kein Grund zur Freude ist: Die zunehmende Hitze belastet die menschliche Gesundheit und fordert weltweit Todesopfer. Doch wie heiß ist eigentlich zu heiß für den menschlichen Körper?
Das Temperaturempfinden der Menschen ist unterschiedlich: Die einen können 30 Grad im Schatten so richtig genießen, die anderen wagen sich da kaum noch hinaus. Irgendwann wird fast jeder menschliche Körper aber mit gefährlichen Stresssymptomen auf Hitze regieren. Der Antwort auf die Frage, wie viel Hitze der Mensch eigentlich verträgt, ist angesichts der steigenden Temperaturen immer brisanter – und für die Wissenschaft schwer zu beantworten.
„Hitzewellen sind mit der Klimakrise in Verbindung zu bringen“
Wetter- und Klimaforscher:innen weltweit sind sich inzwischen ziemlich sicher: Extreme Hitze wird häufiger, länger und heißer. „Hitzewellen sind grundsätzlich mit der Klimakrise in Verbindung zu bringen“, sagt uns der Meteorologe und ZDF-Wettermoderator Özden Terli. „Mit dieser Aussage muss man sich heute wirklich nicht mehr zurückhalten.“
Die zunehmende Hitze aber verursacht nicht nur Dürren, Waldbrände und Wasserknappheit: Expert:innen glauben, dass weltweit schon heute hunderttausende Hitzetote pro Jahr auf die Auswirkungen der Klimakrise zurückzuführen sind. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 steigt in Deutschland die Todesrate bei Hitzewellen besonders stark an.
Zu den Menschen, die bei Hitze besonders gefährdet sind, zählen vor allem ältere Menschen und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Auch für Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere und viele chronisch Kranke ist Hitze besonders gefährlich. Aber wann wird es auch für durchschnittliche, gesunde Erwachsene zu heiß?
„Eine klare Grenze kann man eigentlich nicht ziehen“, sagt Wetterexperte Terli. Oft gelten in der öffentlichen Wahrnehmung Temperaturen über 35 Grad als besonders kritisch. „Aber für den Körper können bereits niedrigere Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit belastend sein.“
Wann wird Hitze gefährlich?
Denn gefährlich ist nicht nur die Hitze: Die Forschung zeigt, dass neben der Temperatur auch die Luftfeuchtigkeit entscheidend dafür ist, wie der Körper auf Hitze reagiert. Daraus einen einfachen Schwellenwert á la „ab X Grad ist es gefährlich“ zu berechnen, ist kaum möglich.
Immer wieder taucht im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Hitze und Luftfeuchtigkeit der Begriff der Feuchtkugeltemperatur (engl. wet-bulb temperature, auch: Kühlgrenztemperatur) auf. Gemeint ist damit „die tiefste Temperatur, die sich noch durch direkte Verdunstungskühlung erreichen lässt“, so erklärt es das Wissenschaftsmagazin Spektrum. Also eine bestimmte Kombination aus Hitze und Feuchtigkeit, über der die Körpertemperatur des Menschen beginnt anzusteigen, weil der Körper über das Schwitzen (=Verdunstung) keine Wärme mehr abgeben kann. Diese Überhitzung des Körpers kann lebensbedrohlich sein.
Die Feuchtkugeltemperatur wurde allerdings nicht ursprünglich für die Anwendung auf menschliche Körper entwickelt und ist stark vereinfachend. Nichtsdestotrotz sind bisher angenommene Werte alarmierend: Erst kürzlich wies ein Experiment darauf hin, dass die kritische Schwelle niedriger liegen könnte als bislang angenommen: Laut einer Untersuchung von Wissenschaftler:innen der Pennsylvania State University schon bei durchschnittlich rund 31 Grad Celsius Feuchtkugeltemperatur – erreicht bei 36 bis 40 Grad Außentemperatur.
Mit anderen Worten: Hitze kann immer gefährlich sein. Es wäre nicht sinnvoll, dabei auf einen konkreten Wert zu vertrauen, unterhalb dem wir uns in Sicherheit wiegen können. Vielmehr sollten wir bei hohen Temperaturen – und insbesondere bei feuchter Luft – immer möglichst vorsichtig sein und uns und andere schützen.
Zwar sagt ZDF-Wetterexperte Terli für die kommenden Augusttage in Deutschland eher trockene Hitze vorher. Dennoch warnt er:
„Man muss wirklich aufpassen, wenn das möglich ist. Wenn es zu heiß wird muss man sich zurücknehmen und vor allem, wenn es dann auch noch feucht ist.“