Der Dokumentarfilm "Lievalleen" zeigt das Schicksal der Geschwister Beate und Peter. Stellvertretend erzählen sie von den Qualen vieler verwahrter Kinder in der DDR. Späte Hilfen für Betroffene gab es durch die Stiftung "Anerkennung und Hilfe", deren Arbeit Ende des Jahres endet.
"Mir stehen die Tränen in den Augen, man rührt ja alles hoch … Gut geht es einem nicht dabei", sagt Beate Runge im Interview mit dem NDR anlässlich der Filmausstrahlung 2021. Sie blieb ihre gesamte Kindheit und Jugend in der Psychiatrie weggesperrt, war in der DDR abgeschrieben und als "nicht entwicklungsfähig" eingestuft worden. Dennoch hat sie sich bereit erklärt, für den Film ihres Bruders Peter Wawerzinek und des Regisseurs Steffen Sebastian an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren, das Krankenhaus Stralsund West. Bei der Premiere von "Lievallen" auf dem Filmkunstfest Schwerin 2019 sprach sie auch öffentlich über ihre Vergangenheit gesprochen. Das kostete Überwindung.
Schwere Kost für den Sonntagvormittag. @Legende, Du weißt ja, dass ich mir das ansehe. In dem Fall gerade getan habe. Da bekommt man nachträglich einen hals, wie sie in Grimmen eine Zweijährige einfach für nicht entwicklungsfähig erklärten und 15 Jahre wegsperrten. 15 Jahre Psychiatrie in Stralsund West. 15 Jahre Kindheit und Jugend gestohlen. Wir beide wissen, dass es tausende solcher und ähnlich gelagerter Fälle in der DDR gab. Zusätzlich zu allen politisch schikanierten, geschundenen und ermordeten Opfern. Der Film ist bedrückend, aber sehenswert.
In diesem Beitrag geht es ja auch um das Weggesperrt werden in Spezial-Kinderheimen oder Jugendwerkhöfen.
Eine Bekannte von mir ist vor dem Mauerbau 1961 mit 15 Jahren in den geschlossenen Jugendwerkhof in Crimmitschau eingeliefert worden, sie sollte dort im sozialistischen Sinne umerzogen werden. Über ihre dortigen Gewalterfahrungen und Misshandlungen mag sie immer noch nicht frei reden.
Der Grund ihrer Einlieferung in den geschlossenen Jugendwerkhof war ihre damalige Beziehung zu einem Jungen aus West-Berlin. Trotz des permanenten Drucks durch die Ost-Berliner Jugendhilfe lehnte meine Bekannte es ab sich von ihrem Freund aus West-Berlin zu trennen. Fortan galt sie für die Ost-Berliner Jugendhilfe als "schwererziehbar" bzw. "pädagogisch problematisch". Die Ost-Berliner Jugendhilfe meinte auf Grund dessen, meine Bekannte in den Jugendwerkhof stecken zu müssen.
Da die Mutter meiner Bekannten schon früh verstarb und um ihren 60-jährigen Vater, der seiner Tochter in dieser Trennungsgeschichte vorbehaltlos beistand, die Erziehungsberechtigung absprechen zu können, wurde er kurzerhand von dieser Institution für überfordert erklärt.