Wilfried, vieles ist unter Handwerkern gängiges wissen, vieles braucht nicht mal ein Heimwerker, weil er besser mit den richtigen Material bestückt ist. Manches ist auch durchaus brauchbar, ob man sich daran erinnert wenn man es bräuchte, z.B. diverse Knoten?
@Legende, Ja Wilfried, wenns die weniger Geschickten nicht gäbe, hätten wir Handwerker kein Einkommen gehabt. Manchmal wirkt es schon belustigend, wenn Kunden bei den simpelsten Verrichtungen von Unsereins aus dem Staunen nicht rauskamen. (Z.B. eine saubere Silikonfuge abziehen, oder eine Haustür wechseln.)
Wilfried, wenn es Leute wie dich nicht gäbe, dann wären wir Firmenmäßig nicht dahin gekommen, wo wir heute sind. Herstellen ist das Eine, aber es muss auch verkauft werden!
Volker, und trotzdem staune auch ich manchmal. Beim letzten Besuch in meiner alten Firme habe ich die Fertigung nicht mehr überschaut. Wer hat denn früher eine Türe eingeklebt? Mit Türklemmen gespreizt? Ich habe noch das Alte gelernt. Jetzt bin ich schon über 30 Jahre aus dem Geschäft raus. Da ist so vieles anders geworden. Was wir nicht hinbekommen habe, wird jetzt gemacht.
Ja Dirk, ich bin auch bereits 18 Jahre raus, heimwerkele aber nach wie vor. Zargen eingeschäumt habe ich auch reichlich. Und oft auch nur gedübelt und althergebracht vermörtelt. Bei Feuerschutztüren heute noch gefordert. Die Bauerei ist dadurch aber schneller, effizienter geworden. Sicher gibts heute Dinge, von denen wir damals nur träumten. Nur können wir uns in Neues auch leichter reindenken, als manch ein doppelseitiger Linkshänder.
Als ich 1966 in der DDR meine Maurerlehre begann, gab es als Sackware nur Zement in 50 kg Tüten. Wenn dann 10 Tonnen kamen, also 200 Säcke, hatten wir zehn 15-Jährigen nicht voll ausgewachsenen Kerlchen die zu entladen. Gesundheitsschutz gabs nur gedruckt auf Papier. Gerüste bauten wir noch mit Holzstangen und Stricken /Ketten. Kalk kam grundsätzlich lose und ungelöscht auf die Baustelle. Da gruben wir Erdgruben bis 2 m tief (Handarbeit. Darein kam der Kalk und wurde mit Wasser abgelöscht. Nach 2 Wochen etwa war der verarbeitungsfähig. Dann wurden mit Sand, den wir erst sieben mussten, Kalkringe angelegt. Hier wurde also unser Mörtel vorgemischt. Fertigware wie heute gab es nicht. Im Ausbau ab 1968 habe ich das 3. Lehrjahr verbracht. Da wurden nach den Putzern und den Zimmerleuten die letzten Tür-und Fensterfaschen eingeputzt. Bohrmaschinen gab es keine einzige. Plastikdübel waren in der DDR noch nicht auf dem Markt. Und so haben wir in jeder 3 -Raumwohnung alle Steckdosen und Verteilungsdosen mit der Hand im Robau einstemmen müssen. Als Dübel für die Küchenhängeschränke wurden von uns 6 cm dicke Holzklötze eingegipst, zuvor natürlich gestemmt. Und somit hatte jede Wohnung genau 49 Löcher in Betonwände zu stemmen. Alles mit Hammer und Meißel. Da wusste man abends was man getan hat. Später, so ab 1970 wurden die Hängemöbel einfach angeschossen, mit Bolzenschussgerät. Heute dagegen sind Baustellen die reinsten Spielwiesen.
Volker ich höre mich selber Reden. Ich kenne sehr viel von deiner Lehrzeit selber, denn wir haben 1961 mit 24 Mann und einem Bauleiter angefangen unsere Siedlung zu bauen in Eigenleistung unter der Obhut der damaligen GeWoG. Gemeinnützige Wohnungsbau Gesellschaft. Wir bekamen eine Schubkarre mit Holzrad, ein paar Eisenstangen zum Löcher einbringen, und Rundholz für die Schnurgerüste, einen Stapel alte Bretter und eine alte Betonmaschine für den Anfang. Bauplatz war eine ehemalige Schafweide oben am Berg unterhalb der Waldgrenze. Sechs Bauplätze waren für den Anfang grob ausgegraben. Boden gab es nicht, nur Lehm und große Steinbrocken. Von da an wurde alles mit der Hand am Arm erledigt. Die Fundamente für die Mauern sowie die Gräben für Kanalisation mühsam ausgehoben, Rohre verlegt und das erste Fundament Betoniert. Das gab dann etwas später die erste Bauhütte. Als der Bauleiter die angetretenen Bauherren fragte was der Einzelne von Beruf sei, kam ihm wahrscheinlich das Grausen. Keiner vom Bau dabei, Kaufleute, Polizeibeamte, Mechaniker, Posttechniker usw., aber keiner der vom Bauen eine Ahnung hatte. Wir habe es gelernt. Alles , bis auf den Estrich und Gipsen, später den Außenputz, wurde alles selber gemacht. Danach wurden die Häuser verlost, sodass vorher keiner wußte, an welchem Haus er arbeitet. Ich war damals der Erste der privat eine elektrische Handbohrmaschine besaß. Nach drei Jahren stand die Siedlung, weil jeder ~ 2000 Stunden geleistet hatte. Den Innenausbau war die Sache des Einzelnen. Jeweils ein Haus wurde von einem Fachbetrieb Elektrisch, sowie Sanitär vor gefertigt. Nachher geprüft ob wir es auch richtig gemacht hatten. Türen und Fenster , gar alles haben wir selber gemacht, bzw. eingebaut. Es haben sich spezielle Trupps herausgebildet, welche für bestimmte Tätigkeiten spezialisiert waren. Was denkst du was ich da alles gelernt habe. Habe es nachher noch ein paar Mal gemacht, aber nie mehr so, mit solch einfachen Mitteln. Volker, damals war die Bundesrepublik noch ein einfaches Land wie die DDR. Mein Nachbar und ich sind die Letzten von denen die damals dabei waren, die Häuser sind heiß begehrt, aber die Siedlergemeinschaft ist jetzt zerfallen. Bauschäden hat es auch nicht gegeben, also wurde gute Arbeit geleistet. Mein Haus habe ich am weitesten weiter ausgebaut von allen, war damals auch einer der Jüngsten. Mit meiner Frau an meiner Seite war vieles auch nachher kein Problem. Würde man heute so etwas nochmals zuwege bringen?
Ja Dirk, gibt auch heute noch welche, die das Zuwege bringen. So mein Schwiegersohn, Kaufmann im Baumarkt.... Hat sich alles angenommen. Onkel Fliesenleger, Schwiegervater (ich) mit zwei Meistertiteln und etwas Ahnung. Sein Vater hat ein ganzes Sägewerk zu Hause bei sich stehen, ist Zimmermann.... Muskelhypothek ist die preiswerteste. Seine Bude, 260qm, ist voll in Eigeninitiative ausgebaut worden.
Ihr hattet wenigstens schon eine Bohrmaschine. Als ich privat für mich ausbaute, das begann 1973, hatte ich nicht mal die. Habe mir dann vom canadischen Cousin Geld schenken lassen, und sein Cousin hat im Westen mir davon dann eine AEG Schlagbohrmaschine gekauft und über die Grenze gebracht. Die hat mir und der ganzen damaligen Nachbarschaft beste Dienste getan. Und 1988 rum hatte meine Maschine Hochzeit, bekam von mir ein DDR-Aufsteckzubehör geschenkt. Nun konnte ich auch schleifen. Beides stand nun immer noch in der Garage. Vorige Woche habe ich das mit 2 Lampen und 3 Hobeln und einer Holzhand-Leier-Bohrmaschine zum Verschenken hingestellt. Es hat sich noch ein dankbarer Abnehmer gefunden, der sich aber unerkannt erst im Dunkeln zur Entnahme traute.