Gestern wars 50 Jahre her, dass die X.Weltfestspiele in Ostberlin abgehalten wurden.
Volker Zottmann Interpimper 1973: Als angehender Meister hatte ich danach 12 total versaute junge Männer wieder auf Spur zu bringen.... Während meiner Meisterausbildung hatte ich dann 1973 zwölf frisch ausgelernte Ascherslebener Jungfacharbeiter auf der Silberhütter Baustelle “Schwarze Brücke” zu betreuen. Ich wurde ihr Brigadier (Polier). Das war nicht einfach, denn just nach ihrer Lehre reiste mehr als die halbe Truppe verordneter Maßen in FDJ-Kleidung zum so genannten “Inter-Pimper”, den 10. sozialistischen Weltjugend-Festspielen vom 28. Juli bis 5. August nach Berlin. Seit die DDR am 3. Juli 1973 als Teil des Warschauer Vertrages offiziell die KSZE-Verhandlungen mit den Nato-Staaten aufnahm, und somit der Schlussakte von Helsinki mit den Weg bereitete, also auf dem Papier (und nur auf dem Papier) auch seinen Bürgern simpelste Menschenrechte, sowie das freie Reisen einräumte, wurde es im Staat “internationaler”. Nun hatten wir nicht mehr nur INTER-Hotels und INTER-Shops, nein nun wurde auch noch ein INTER-Pimper abgehalten … Dazu wurden etwa 25.000 “glühende jugendliche Patrioten”, aus aller Herren Länder, viele davon aus Lateinamerika, eingeladen. Es kamen aber auch angeblich etwa 8 Millionen normale Besucher. (Die SED hat offenbar in Euphorie jeden Tag einzeln mehrmals gezählt und dann addiert, das sind aber nun mal die offiziellen Zahlen. Und fälschen konnte die SED sicher nicht erst zu den Wahlen.) Da hatten die 4.000 eigens abgestellten Stasi-Leute alle Hände voll zu tun und konnten doch nicht alle überwachen. (Heute weiß man, dass zuvor über 500 Menschen vorsorglich in Psychiatrien weggesperrt wurden. Hunderte Bürger kamen zusätzlich in Vorbeugehaft. Das wurde damals natürlich nicht publik gemacht. Und etliche Jugendliche erhielten im Vorfeld ein prophylaktisches Berlin-Verbot. So sollten die Spiele ruhiger verlaufen. Diese Rechnung ging auf und die Gäste ahnten von all dem nichts.) So frei wie dort hatten sich meine zukünftigen Kollegen nach ihrem eigenen Bekunden in der DDR noch nie bewegen können, sich noch nie gefühlt. (Doch frei reisen durften wir erst 16 Jahre später!) Genosse Walter Ulbricht verdarb dann fast ihr sündiges Treiben, denn der starb während dieser Weltfestspiele. Da durfte aber die schizophrene DDR offiziell nicht trauern. Jetzt ist noch “lustig” angesagt, wurde von Honecker und Ober-FDJ-ler Egon Krenz angeordnet! Einzelne bereits angelegte Trauerflore wurden sofort wieder entfernt. Ulbricht wurde auf Eis gelegt. “Der wird sich schon noch halten, in seinem Kühlfach” muss sein Ziehsohn Erich Honecker wohl gedacht haben. Der hatte ihn ja zwei Jahre zuvor gerade gestürzt, und nun versuchte der Walter mit seinem Tod, ein letztes Mal aufzubegehren. Das ließ sich der Honecker nicht gefallen! Hier komplett nachzulesen: https://mein-ddr-leben.de/49.html