Die zwischen 1960 und 1975 geborenen Deutschen wuchsen in Sicherheit und Wohlstand auf. Obwohl sie den Zweiten Weltkrieg nicht miterlebt haben, leiden einige von ihnen an den Folgen: die sogenannten Kriegsenkel.
Nachts lag Beate Bornmüller wach im Bett, schlaflos, die Bettdecke durchgeschwitzt. "Ich hatte massive Ängste, dass gleich die Flieger kommen und unser Haus bombardieren", beschreibt sie ihre Erlebnisse während des Zweiten Golfkriegs 1991. "Ich dachte, da stimmt irgendetwas nicht. Da muss irgendeine Verdrehung vorherrschen", schildert sie ihre Gefühle. Denn sie war im sicheren Deutschland, während im mehr als 4000 Kilometer entfernten Irak Bomben einschlugen.
Mit ihren Eltern konnte Beate Bornmüller nur schwer über ihre Ängste sprechen. Ihr Verhältnis sei schon immer kompliziert gewesen, berichtet sie. Als ihr ein Buch einer jüdischen Tochter zweier Holocaust-Überlebender in die Hände fiel, entdeckte sie die Ursache für ihre Probleme. "In dem Buch ging es um die Weitergabe des Traumas", erzählt Bornmüller. Ängste, Traumata und schockierende Erlebnisse, die von der Kriegsgeneration unbewusst an die nächste Generation weitergegeben wurden. Ein Zusammenhang, der auf den ersten Blick absurd klingt: Kinder, die ab 1960 im Wirtschaftswunderland Deutschland in Sicherheit aufwuchsen, weit weg von den Gräueltaten des Krieges, kämpfen dennoch mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs.
[[File:17052162_906.jpg|none|fullsize]] Auch 74 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs sind die Schrecken des Krieges noch nicht vollends beseitigt - Bild: picture-alliance/dpa