Er ist der wahre Brutus: 750 PS ist das Experimentalfahrzeug stark, und aus seinem Motor schlagen Flammen. Das Triebwerk war für einen anderen Zweck gedacht. Dann kam der Erste Weltkrieg dazwischen.
Seit der Drachenpfleger und ich den Brutus mit gemeinsamer Kraft aus dem Hallentor gerollt haben, zieht er die Blicke der Besucher wie ein Magnet auf sich. Die originale Concorde der Air France, die im Auto- und Technikmuseum Sinsheim auf einem Stahlgerüst steht, ist jetzt nur eine Nebendarstellerin.
Schnell hat sich eine Menschentraube um das eigenartige Monstrum gebildet. Das neben Mechaniker Uwe Baumbach bereitstehende Set aus zwei Feuerlöschern und Schutzbekleidung des Drachenpflegers Jörg Holzwart, der mit bedächtigen Bewegungen ins Cockpit klettert, lassen die Ernsthaftigkeit des Experiments bereits erahnen.
Väter mit Kleinkindern im Arm stehen in weniger als fünf Meter Entfernung und starren gebannt auf ein armdickes Auspuffrohr, das im Lack des Torpedohecks einen schwarzen Krater hinterlassen hat. Spätestens jetzt, da Jörg Holzwart mit Handgriffen im Cockpit beginnt, sollte man als verantwortlicher Erziehungsberechtigter Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz des Kindes in Erwägung ziehen. Angemessen wäre vielleicht, vor dem Zünden des Triebwerks das allgemein bekannte Schallsignal der Sprengmeister erklingen zu lassen.
Brutus ist ein Experimentalfahrzeug, das in Sinsheim nach dem Vorbild experimenteller Rennwagen aus dem frühen 20. Jahrhundert gebaut wurde. Sein 750-PS-Motor mit 47 Litern Hubraum war eigentlich für Flugzeuge vorgesehen, nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden diese Triebwerke aber auch in Autos eingesetzt.