oder bekannt auch als 100 jähriger Kalender. Eine langfristige Wettervorhersage mit Tradition
In den alten Zeiten, als Bücher noch sehr teuer und für viele Menschen unerschwinglich waren, gab man viele Dinge mündlich weiter. Jeder lernte vom anderen, bewahrte im Geiste das Gehörte, Gesehene und Erlebte auf und gab es weiter, zum Nutzen der Nachkommen, deren Kinder und Kindeskinder. Damals war das Wetter der wichtigste Faktor im Leben der Landbevölkerung. Da es keine festen Regeln gab, besann man sich auf das Althergebrachte, auf die Tradition und die Erfahrung und behielt sich im Kopfe, daß ein reicher Regenfluß im April für die Ernte gut war, daß Frost im Mai jedoch dem Wein schadete. Diese groben Regeln, verteilt auf längere Zeiträume, reichten aber nicht aus. Es galt, präzisere "Gesetzmäßigkeiten" zu finden. In Langheim in Oberfranken ließ sich Dr. Mauritius Knauer, der Abt des Zisterzienserklosters, ein Observatorium errichten, den so genannten "blauen Turm". Er war überzeugt davon, daß die "Geschicke der Weltgeschichte" im Lauf der Sterne festgelegt waren, denn, so wußte er aus alten arabischen und griechischen Schriften, die "Sterne sind Werkzeuge des ersten Bewegers". Also beeinflußten die Sterne, Planeten und Monde nicht nur den Menschen, sein Werden und Vergehen, sondern auch das Wetter und das Klima, und somit auch den Erfolg und Mißerfolg der Ernten. Seine astronomischen Erkenntnisse, ergänzt und bereichert durch das Studium der klassischen Schriften, schrieb der Abt nieder. In den Jahren 1652 bis 1658 beobachtete Mauritius Knauer tagtäglich das Wetter. Keine astronomische, klimatische oder atmosphärische Erscheinung entging ihm. Irgendwann erkannte der Abt, daß er sein Wissen vielen Menschen zugänglich machen mußte. Knauer nannte seine Schrift "Galendarjum Oeconomicum Practicum Perpetuum". Er glaubte, daß sieben Beobachtungsiahre für eine dauerhafte Wettervorhersage ausreichten, da sich nach seinen astrometeorologischen Ansichten die Witterungsabläufe entsprechend der Planetenfolge Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur wiederholten. Dr. Christoph von Hellwig aus Thüringen hatte sich schon längere Zeit mit astrologischen und medizinischen Schriften befaßt. Als er die Bekanntschaft von Dr. Mauritius Knauer machte, witterte er sofort ein einträgliches Geschäft. Er verkürzte die vom Abt erstellte und berechnete Planetentafel von 1600 bis 1912 auf hundert Jahre, nämlich von 1701 bis 1800, und ließ den Kalender 1704 drucken. Im Jahre 1720 versah der Verleger Weinmann aus Erfurt die Schrift mit dem Titel "100-jähriger Kalender". Bis zum Jahre 1860 wurde dieser Kalender in über 180 Auflagen gedruckt und verbreitet. Auch heute wird noch immer gern nach dem 100-jährigen Kalender gegriffen, denn Wetter und Klima sind in unseren Tagen genauso aktuell wie schon vor über 200 Jahren.
Das Jahr ist ein ziemlich warmes und mehr feuchtes als trockenes Jahr. Weil der langwierige Winter mit grimmiger Kälte im Frühjahr lange anhält, so gibt es ein spätes Frühjahr, trotzdem ist es zu aller Fruchtbarkeit geneigt, doch kann es sein, daß manche Früchte drei Wochen später als sonst in anderen Jahren heranreifen.
Der Frühling Ist bis in den Mai hinein kalt und feucht - nur in der Mitte auf 10 oder 12 Tage fein temperiert, dann aber wiederum bis zum Ende kalt und feucht. Der Sommer Welcher anfänglich ebenfalls kalt und feucht ist, wird in der Mitte warm mit vielen Gewittern und zu Ende noch sehr heiß. Wenn es nun ein dürrer Sommer ist, so wird darauf das Getreide teuer.
Der Herbst Ist durch und durch feucht, angefüllt mit stetigem Regen. Der Winter Ist anfangs einige Tage ganz kalt und hat schon viel Schnee. Danach ist er aber bis zum Ende ganz lind und ohne Schnee, doch recht mit Winden angefüllt.
Januar 1. - 4. trüb und mittelkalt 5. Schnee und Regen, der Schnee bleibt liegen 6. wenig Schnee 7. - 9. trüb 10. es schneit wieder 11. - 12. windig und trüb 13. fällt Schnee 14. - 16. trüb und mittelkalt 17. hell 18. - 19. nicht so kalt 20. grimmige Kälte 21. - 22. Wind und Schnee 23. - 24. hell und sehr kalt 25. - 26. unerhörte Kälte 27. - 30. Schnee und nun sehr windig 31. ganz grimmige Kälte
Februar 1. - 4. immer noch sehr kalt 5. - 6. Schnee, aber nachts kalt 7. kälter denn je, und in allen Kellern gefriert es 8. sehr kalt 9. übertrifft alle anderen Tage mit Kälte. Es sind viele Menschen, Vieh und Vögel erfroren, besonders fast alle Amseln 10. etwas milder, doch noch immer grimmig kalt 11. - 13. starker Wind und Schnee, doch sehr kalt 14. es trübt sich ein 15. - 16. fällt ziemlich viel Schnee 17. trüb, mild, nur noch wenig Schnee, nachts kalt 18. trüb 19. es wird plötzlich wärmer 20. - 27. regnet es, der Schnee taut größtenteils auf 28. etwas Bemerkenswertes: morgens gab es eine kleine Morgenröte und ein wenig Frost, um 10 Uhr kam ein Platzregen runter, zwischen 11 und 12 Uhr war normales Wetter. Danach donnerte es nacheinander siebenmal, ein einzigs Mal wetterleuchtete es. Ungefähr drei Vaterunser lang hagelte es Körner, groß wie welsche Nüsse. Einige Minuten lang regnete es, dann war alles wieder still. Es kam auch kein Wind mehr auf, am Abend schien wieder die Sonne, es war windig und ziemlich kalt. Als es dunkel werden wollte, donnerte es wieder, es kam Sturmwind auf, Platzregen und leichter Hagelschlag. In der Nacht starker Regen, vermischt mit Schnee und ständigem Wind.
März 1. starker Wind, früh Schnee, abends Regen und Schnee 2. - 3. schöner Sonnenschein 4. - 7. Regen 8. trüb und windig 9. warm, doch nachts kalter Regen 10. Schnee 11. rauh 12. - 13. wieder schön, aber morgens ist es hart gefroren 14. Graupelschauer 15. - 16. hell und kalt 17. - 18. windig mit sehr scharfer Luft 19. - 20. sehr kalt, es schneit heftig und ist sehr windig 21. - 23. wieder sehr kalt 24. - 31. morgens immer hart gefroren, am Tag taut es
April 1. - 2. kalt 3. - 4. sehr schön und es wird auch wärmer 5. - 7. windig und plötzlich fällt Regen ein 8. - 11. schön warm 12. Güsse und Gewitter 13. - 14. wieder schön 15. - 21. viel Regenwetter mit Donner 22. - 23. rauhe Luft mit Regen 24. - 25. sehr kalter und starker Regen 26. - 29. sehr rauh und kalt und eingetrübt 30. kommen Regengüsse
Mai 1. - 2. recht rauh, windig und auch kalt 3. - 14. jetzt kommt schönes, warmes Wetter, mit wenig Donner und Regen vermischt 15. - 22. wiederum Kälte, Regen mit Schnee vermischt 23. morgens ist alles Eis gefroren 24. - 27. wiederum schön geworden 28. - 29. wird es kalt, aber vermischt mit etwas Regen 30. gibt es Reif und Eis, danach kalter Regen und Schnee den ganzen Tag 31. wiederum Regen, vermischt mit Schnee
Juni 1. endlich wieder ein schöner Tag 2. wiederum starker Regen 4. - 6. rauh, aber kalt 7. schön und warm 8. unbeständig 9. - 14. morgens recht kühl, tags wird es wärmer 15. Tag und Nacht Regen 16. - 20. morgens recht kalt 21. - 22. endlich wieder schöne, warme Tage 23. - 24. wiederum starker Regen 25. sehr kalt 26. - 30. Regen, Regen
Juli 1. - 2. kalt, trüb und leichter Regen 3. - 4. warm 5. - 6. sehr kalt 7. - 17. endlich schöne, warme Zeit 18. - 21. Regen 22. - 31. schön warm, es wird sogar sehr heiß
August 1. - 6. schön warm 7. Regen 8. - 11. trüb etwas Regen 12. großer Platzregen 13. schön 14. nachts Reif und Eis 15. Gewitter und Platzregen 16. - 17. kalter Regen 18. - 24. schön und sehr warm 25. - 28. schön warm, aber täglich Gewitter mit großem Regen 29. schöner Tag 30. - 31. schon wieder Regen
September 1. - 3. warmes Wetter 4. warmes Wetter, nachts Gewitter und Platzregen 5. - 8. hell, schönes wetter, aber windig 9. etwas Regen 10. - 11. kühl und windig 12. - 16. Regen 17. - 26. schön und warm, wie im Sommer 27. - 30. Regen
Oktober 1. - 14. das Regenwetter hät an und es ist dabei ziemlich kalt 15. nachts gibt es sogar Schnee 16. - 21. Regen recht windig 22. - 31. nun wird es mild und wärmer und dieses hält an bis zum Monatsende
November 1. noch immer schönes Wetter 2. - 3. morgens ist es gefroren und klar 4. - 6. noch immer schöne warme Tage 7. - 13. es trübt sich ein, wird kalt, häufig auch Regen 14. recht windig, trüb mit Regen 15. starker Wind, der Schnee bringt 16. - 19. ist es recht unbeständig> 20. - 27. viel starker Regen, der oft mit Schnee vermischt ist 28. ist es ziemlich schön ohne Regen 29. - 30. trüb und kalt
Dezember 1. - 2. das Land ist zugeschneit 3. - 8. es ist unbeständig 9. fällt nachts große Kälte ein 10. große, überaus kalte Winde und viel Schnee und Kälte 11. - 12. die grimmige Kälte hält an 13. - 14. es schneit und wird etwas linder 15. hell und klar 16. - 19. trüb, aber linder 20. trüb und trotzdem sehr kalt 21. - 28. Regen und wieder lind, sodaß der Schnee über Weihnachten weggeht 29. - 31. ist es wieder kalt, aber ein wenig Neuschnee gibt es doch
das ist ja eine super Idee, uns mal über den 100-jährigen Kalender zu informieren. Find ich richtig Klasse. Ich glaube fast da ist was dran, wenn ich das so durchlese. Hab mir die Seiten gleich ausgedruckt. Das werde ich mal weiter verfolgen.
Danke und schönen Tag noch!
Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.
Liebe Grüße Lotta
Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.