Investor Nicolas Berggruen (l.) begrüßt am Donnerstag Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg (r.) und Margret Moenig-Raane von der Gewerkschaft ver.di.
Essen –
Die Rettung von Karstadt ist so gut wie sicher. Die Highstreet-Gläubiger stimmten den von dem Investor Nicolas Berggruen geforderten Mietsenkungen grundsätzlich zu. Das bestätigte ein Highstreet- Sprecher.
Er betonte aber, dass noch nicht alle erforderlichen Unterschriften vorlägen. Wann diese folgen würden, sei noch unklar. Investor Berggruen zeigte sich zuversichtlich, dass der Durchbruch schnell erfolgen könne: „Alle haben „ja“ gesagt, aber die Unterschriften müssen zusammenkommen. Und wenn das alles da ist, dann sind wir fertig“, sagte er in der ARD-Tagesschau. „Es sollte Donnerstag Abend zu Ende kommen, so hoffe ich“.
Mitarbeiter von verschiedenen Karstadt-Filialen stoßen in Berlin Unter den Linden mit Sekt an. Die Kollegen hatten sich zunächst zu einer Mahnwache vor der Repräsentanz der Deutschen Bank verabredet, dann aber von der Einigung zwischen Investor Berggrün und den an der Finanzierung der Karstadt-Immobilien beteiligten Anleihebesitzern erfahren.
Laut Highstreet müssen insgesamt etwa 60 bis 80 Unterschriften geleistet werden. Denkbar sei auch, dass dies nicht bis zu dem am Freitag bevorstehenden Gerichtstermin abgeschlossen werden könne. Berggruen will alle 120 Filialen erhalten. Investieren will er 70 Millionen Euro eigenes Kapital, sobald der Kaufvertrag in Kraft tritt. Die Marke Karstadt soll verjüngt und modischer werden. Es wird damit gerechnet, dass der 48 Jahre alte Finanzier in Kürze Details zu seinem Konzept vorlegt.
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sagte, nach seiner Kenntnis gebe es „eine ganz weitgehende Einigung zwischen dem Vermieterkonsortium und Herrn Berggruen“. Die letzten Zustimmungen aus dem Kreis der Kreditgeber für Highstreet lägen ihm aber noch nicht schriftlich vor. Er freue sich, dass strittige wirtschaftliche Fragen inzwischen gelöst seien. „Aber richtig freuen kann ich mich erst, wenn die Tinte trocken ist, und das ist so noch nicht.“
Die Zustimmung der Gläubiger ist die Bedingung dafür, dass die Mietverträge geschlossen werden können. Nur dann kann der Essener Insolvenzrichter den Insolvenzplan am Freitag billigen. Dann kann die Übernahme durch Berggruen erfolgen. Der Gerichtstermin war wegen der noch ausstehenden Einigung bereits mehrfach verschoben worden.
Karstadt-Beschäftigte in Berlin demonstrierten schon ihre Zuversicht für eine Rettung des Konzerns - bei einer spontanen Aktion der Gewerkschaft Verdi vor der Repräsentanz der Deutschen Bank stießen Mitarbeiterinnen am Donnerstagnachmittag mit Sekt an. In der Essener Karstadt-Hauptverwaltung begann am Donnerstagabend die Sitzung des Gläubigerausschusses. Die Karstadt-Gläubiger sollten über die aktuelle Lage informiert werden, berichtete ein Sprecher des Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg. Die Sitzung begann wenige Stunden vor Ablauf der Frist, die für eine Einigung zwischen Berggruen und Highstreet gesetzt ist. Die vereinbarte Frist sollte um Mitternacht ablaufen.
Im Falle einer Einigung würde Karstadt mit Investor Berggruen eine zweite Chance erhalten. Für das Schwesterunternehmen, den Versandhändler Quelle, blieb vor fast einem Jahr nach gescheiterten Rettungsversuchen nur die Schließung. Beide Unternehmen hatten zum Arcandor-Konzern gehört.
Insolvenzverwalter Görg habe sich auch auf den Fall eines Scheiterns und damit eine Zerschlagung Karstadts vorbereitet, berichtete sein Sprecher Thomas Schulz. Das entsprechende Liquidationsszenario sieht einen Verkauf der Sport- und Premiumhäuser bis zum Jahresende vor. Alle anderen Karstadt-Filialen sollten bis Ende Februar 2011 geräumt werden.mehr ......