Ranga Yogeshwar, luxemburgischer Wissenschaftsjournalist, Physiker und Moderator und der uns allen vom Fernsehen so gut bekannt ist, zeigt in einem Selbstversuch, was vom Mythos des bösen Wolfs zu halten ist. http://youtu.be/hNS5lUuQm9s
Das ist ein schöner Bericht. Ja, der Mythos vom bösen Wolf ist wirklich nur ein Märchen. Aber trotzdem ist Vorsicht geboten und mir wäre es lieber, wenn man Wölfe, Luchse in größeren Wäldern als in Deutschland ansiedeln würde.
Das Wolfsverhalten ist nur so wie im Video, wenn es sich um 100 % reine Wölfe handelt. In den kleinen Wäldern Deutschlands ist die Gefahr aber recht hoch, dass sich ein Hund mit einem Wolf kreuzt. Daraus entstehen dann Wolfshybriden - 50 % Wolf, 50 % Hund. Diese Tiere können zur Gefahr für Menschen werden, weil sie deren Nähe nicht mehr meiden. Selbst erfahrene Hunde- oder Wolfstrainer können nur sehr schwer mit ihnen umgehen. Wolfhybriden fühlen sich schneller in die Enge getrieben und können schneller beißen als ein Wolf oder Hund.
Abgesehen von der Hybridengefahr sind die kleinen Wälder Deutschlands nicht mehr für Wölfe oder Luchse geschaffen. In den hunderten Jahren, wo diese Tiere ausgerottet waren, hat sich das Freizeitverhalten und die Ausdehnung des Menschens geändert. Inmitten von Wäldern entstanden z. B. Campingplätze oder andere Touristenattraktionen. Die Städte und Dörfer haben sich enorm vergrößert, weil immer mehr Menschen ein Haus mit Grundstück haben wollen. Es sind viele neue Straßen, Bahnstrecken entstanden.
In dieser Enge bleiben Begegnungen zwischen Mensch und Wolf/Luchs nicht aus. Wenn Jungtiere da sind, kann sich ein Rudel z. B. durch den Familienhund schneller bedroht fühlen und angreifen. Solange der Futtertisch reich gedeckt mit Wildtieren ist, werden sie zur Futtersuche kaum bis zu den Menschen vordringen. Aber wenn wirklich mal ein harter Winter kommt, dann können Luchse und Wölfe zur Gefahr werden.
Bei uns im Harz haben sich die Luchse enorm vermehrt. Der größte Luchs, der hier gesichtet wurde, hat fast Bernhardiner-Größe. Der Bernhardiner hätte aber auch keine Chance gegen den etwas kleineren Luchs. Auch wenn über Luchse gesagt wird, dass sie sehr scheu sind, so wagen sie sich doch sehr nah zu den Menschen vor. Vorige Woche habe ich an der Auffahrt zur B 6 einen überfahrenen Luchs am Straßenrand gesehen. Ähnliche Meldungen aus anderen Regionen häufen sich.
Es ist sicher ein Märchen vom bösen Wolf, das trifft aber nur zu, wenn man ihnen genügend Lebensraum lässt. Und den haben sie nicht in Deutschland. Weder Luchs noch Wolf. Schon bei der Ansiedlung der Luchse vor ein paar Jahren wusste ich, dass bald einige Jäger den Abschuss fordern. Nun werden es immer mehr Jäger, die den Abschuss fordern. Man hätte den Tieren etwas gutes getan, wenn man sie in riesigen Wäldern in anderen Ländern ausgesetzt hätte.