Ich bin selbst sportlich aktiv, beurteile die jetzigen Fußballspiele aber mit sehr kritischen Augen. Abgesehen davon, dass es sich dabei nur mehr um Berufsspieler und um sehr viel Geld dreht, zeigt das Spiel-/Endergebnis nicht immer die tatsächlichen Leistungen, sondern das Glück spielt sehr oft als unsichtbarer Spieler mit.
Nun zur aktuellen EM in Frankreich: Das Hauptziel der UEFA-Verantwortlichen ist es, möglichst viel „Kohle“ zu machen. Während 1988 – sie galt als die bisher spannendste WM – von 32 teilnehmenden Mannschaften nahmen nur acht (= jedes vierte UEFA-Mitglied) am Turnier teil. Durch den Zerfall der UdSSR sowie Jugoslawiens wurde die Anzahl der Teilnehmer bei der WM 1996 auf 16 verdoppelt, somit konnte jeder dritte Mitgliedstaat dar mitmachen. 2023 (in Polen und Ukraine) hat schon jeder zweite Nationalverband daran teilgenommen.
Durch den nunmehrigen Turniermodus kämpfen 24 Mannschaften um den Endsieg, daher wurde der Wettbewerb auch auf vier Wochen verlängert. Also machen von den 55 UEFA-Mitgliedern fast jedes zweite mit. Sowohl UEFA als auch die nationalen Verbände profitieren von diesem neuen System durch mehr TV-Gelder und Marketingquoten. In Zahlen: Über 2,1 Milliarden Euros nimmt sie 2015/16 ein, vergangenes Jahr wurden 1,7 Milliarden an die Teilnehmer und Verbände als Solidaritätsbeitrag ausgeschüttet.
Es ist interessant zu erfahren, dass sich die Begeisterung der Zuseher vorwiegend auf das Fernsehen und die Städte (Fanzonen mit "public viewing“) beschränkt und nicht einmal alle neu- bzw. umgebauten Stadien (bes. die VIP-Sektoren) bei den Zwischenspielen gefüllt werden. Das Gastland (derzeit Frankreich) hat sehr viele Kosten zu tragen, welche durch den zusätzlichen Besucheransturm (als Umwegrentabilität) nicht gedeckt werden können.
Interessant wird es 2020, weil die UEFA beschlossen hat, das Turnier über ganz Europa verstreut auszutragen, damit die Kosten für die nötige Infrastruktur besser verteilt werden. Ob dann auch noch genügend Interesse und vor allem gesteigerte Einnahmen der UEFA gegeben sind, bleibt abzuwarten.
Trotz dieser Ausführungen wünsche ich allen „passiven Sportlern“ für die weiteren WM-Spiele viel Spaß vor den Flimmergeräten.