Man soll ja seine Abwesenheit nicht offen verkünden, aber mal wieder kann ich mein eigenes Leid nicht verschweigen. Deswegen also jetzt Butter zum Fisch, und die Verkündigung naht! Wie kaputt ich war von den vielen Arbeiten rund um Haus und Hof … ähm … Garten und auch sonst so, wisst ihr ja. Was mach ich also, kaum dass ich davon gehört hatte, dass Milli aus der Turngruppe auf den Kanaren überwintern wollte? Nix wie weg … Ich hätte wohl vor der überstürzten Abreise fragen sollen, wo sie die nächsten Wochen verbringen möchte. So bleibt mir nichts anderes übrig, als sie bei einer bestimmt interessanten Rundreise zu suchen. Bei der kleinen Inselgruppe dürfte das kein großes Problem sein.
Weil ich mir vorgekommen bin wie ein müder Held, hieß es als erstes also: Auf nach El Hierro! Natürlich war niemand da, den ich kannte - geschweige denn, die Milli. Nur Taucher, Schnorchler und rundherum nichts als schwarze Lava. In dem schiet Nebel hab ich mich dann auch noch verfahren und nichts davon gemerkt, dass ich schon einmal um La Gomera herum war. Dort, wo einstmals Kolumbus Station gemacht hatte, sind mir Riesendinger von Kriechtieren begegnet. War ganz schön gruselig. La Palma hab ich mir dann ganz verkniffen und bin sofort durch nach Lanzarote. Milli wollte es sich ja gut gehen lassen, dem Hobby frönen und sich nur mit Prominenz umgeben. Dachte ich bei mir, dass ich sie beim Golfen finden würde. Was war aber? El Golfo ist gar kein Golfplatz. El Golfo ist eine Lagune. Einfach ein Krater mit grünem Wasser.
Schon so viele Tage sind jetzt vorbei, und ich bin noch kaputter als vorher. Vielleicht sollte ich es auf Fuerteventura versuchen. Milli mag doch Hunde so sehr, dort sind sie aber verboten. Es hieß also ganz scharf überlegen, ob ich sie auf Fuerteventura überhaupt finden würde.
Während die Ziege, auf der ich beim Nachdenken kurz verschnaufen wollte, plötzlich ganz langsam weitertrabte, sah ich den nahen Hafen, in dem die AIDA ankerte. Da kam mir die Idee überhaupt: Mit der Ziege hinein in den Lastenaufzug und per Schiff auf nach Gran Canaria. Versuch macht kluch - also wurden Gedanken in Taten umgesetzt! Wider Erwarten hat alles bestens geklappt. Musste mich aber schnell verstecken, als die Küchenbullen die bestellte Ziege in Empfang nehmen wollten. Bald war alle Aufregung von mir abgefallen, und für mich konnte ganz langsam die Erholung beginnen. Durch den Feldstecher vom 1. Offizier hab ich dann heimlich die Küste beobachtet. Kam mir manchmal vor wie am Ballermann. Und dann noch FKK, wo ich sowieso keine Milli vermuten konnte.
Weil in Anbetracht dieser Umstände nun eigentlich nur noch Teneriffa übrig war, bin ich gleich an Bord geblieben. Irgendwie war mir immer zum Heulen. Deshalb bin ich mit den Passagieren zum ersten Landgang. Die wollten nämlich in ein Weinmuseum. Kaum zu glauben, aber dort bin ich dann endlich auf Milli getroffen. Nee, so eine unbeschreibliche Freude! … Davon musste ich mich aber auch erst erholen. Glücklicherweise ergatterte ich das letzte freie Zimmer des Hotels und ließ mich sofort auf das einladende Himmelbett fallen. Traf sich also gut, dass Milli schon zum Bingo verabredet war für abends und die Wiedersehensfeier verschoben werden konnte. Ganz sachte dämmere ich wie in Abrahams Schoß hinweg und träumte von dem was war und den Freuden auf alles, was kommen wird.