Vor 111 Jahren hat die amerikanische Methodistin*) Anna Jarvis den Grundstein für den Muttertag gelegt und sie wollte mit roten Nelken (weiße für schon verstorbene) damit ein Zeichen der Dankbarkeit an Gott und an die Mütter setzen. Doch schon sehr bald war ihr die Kommerzialisierung dieses Dankes ein Dorn im Auge. Schon Anna Jarvis’ Mutter Ann hatte sich für Mütter engagiert und für bessere sanitäre Bedingungen für Mütter und Kinder gekämpft. Ihr Vater war methodistischer Pastor.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatte sich der Muttertag in den USA bereits verbreitet, in den 1920er Jahren auch in die deutschsprachigen Länder. Bereits damals witterten Handel und Gastgewerbe das Potenzial, die Dankbarkeit den Müttern gegenüber geschäftlich zu nutzen. Anna Jarvis hatte mit ihrer Nelkenaktion Geister gerufen, die nicht mehr loszuwerden waren. Sie wollte einen Gedenktag für Mütter etablieren, nicht einen unpersönlichen Grußkarten- und Konsumtag. Sie bereute ihre „Erfindung“ und kämpfte ihr restliches Leben gegen die Kommerzialisierung an. Sie kam sogar einmal ins Gefängnis, weil sie eine Muttertagsfeier durch ihren Protest störte. Sie hatte schließlich ihr ganzes Vermögen in einem Prozess gegen die Vereinnahmung des Gedenktags verloren, weshalb die Pastorentochter 1948 verarmt starb,
Das Feiern des Muttertags hat sich jedenfalls in 40 Staaten gehalten, er wird in vielen Ländern am zweiten Sonntag im Mai begangen (heuer am 12. Mai). Aber in Belgien immer am ersten Maisonntag, in Frankreich ist es immer am letzten Sonntag im Mai, in Großbrittannien schon am 26. März, sowie in Mexiko und einigen arabischen Ländern am 10. Mai. Äthiopien hat – je nach Ernte – einen Tag im Oktober oder November. Vielleicht erinnern sich noch einige Leute, dass in der DDR und anderen kommunistischen Staaten als Alternative der Internationale Frauentag (in Russland heute noch) am 8. März begangen wurde.
*) Der Methodismus entstand im 18. Jahrhundert in Großbritannien aus den reformatorischen Strömungen des Puritanismus und des Pietismus. Die Methodisten stehen den evangelischen/protestantischen Kirchen sehr nahe, weltweit gibt es zirka 85 Kirchenmitglieder. Wie in anderen evangelischen Kirchen können auch bei den Methodisten sowohl Frauen als auch Männer Pastorin oder Pastor werden und die Geistlichen dürfen heiraten.