Der Wirkstoff Spermidin ist schon länger bekannt. Der menschliche Körper produziert diesen laufend, um das Zellwachstum zu fördern. Spermidin (das hoch konzentriert in der Samenflüssigkeit vorkommt, daher der Name) kann im Körper den Effekt des Fastens aktivieren – die „Selbstverdauung“ (Autophagie). Dabei verdauen Körperzellen eigene fehlerhafte Bestandteile.
Bereits 2009 haben Innsbrucker Forscher erkannt, dass Spermidin den Prozess des „Sich selbst Fressens“ in Zellen auslösen kann: „Zellen, die einen Nahrungsmangel verspüren, verdauen alles, was in der Zelle herumliegt, entbehrlich und vielleicht sogar schädlich ist.“ In der Zelle bilde sich dann eine Art Müllsack um den Zellschrott: „Die inneren Bestandteile des Müllsacks werden gehäckselt und der Zelle als Energie wieder zur Verfügung gestellt.“ Schädliche Zellbestandteile, die sich im Alter ansammeln, werden so abgebaut, ihre Menge in Grenzen gehalten.
Leider nimmt die körpereigene Produktion von Spermidin mit zunehmendem Alter ab. Die Forscher haben aber in einer Langzeitstudie (20 Jahre führten 829 Südtiroler Teilnehmer Buch), dass Menschen, welche mit der Nahrung viel Spermidin zu sich nahmen, um 50 % weniger Herzinfarkte bekamen, es daher als Jungbrunnen bzw. Anti-Aging-Mittel gilt, welcher das Leben um 5 Jahre verlängern kann. Sicher haben diese Probanden aber auch andere Maßnahmen (gesundes Leben, wenig Alkohol, kein Nikotin, viel Bewegung) getroffen, daher kann das Studienergebnis nicht ohne weiteres „hochgerechnet“ werden.
Den höchsten Spermidingehalt weisen Weizenkeime, Sojabohnen und 12 Monate alter Cheddarkäse auf. Bereits 2 Scheiben Vollkornbrot, 2 Salate und einen Apfel pro Tag führen zu einer hohen Spermidinaufnahme durch die Nahrung. Es gibt auch schon Kapseln als sog. Nahrungsergänzungsmittel. In Graz produziert die Firma Longvity Labs bereits hochkonzentrierte Kapseln unter der Bezeichnung „SpermedineLife“, wo eine Monatspackung (60 Kapseln) im Handel € 66 kostet. Zur Herstellung von 1 Kapsel wird 1 kg Weizen benötigt! Die Produktion ist noch klein, im Monat werden „nur“ 300.000 Kapseln hergestellt.
In einer Studie an der Berliner Charité verbesserte sich durch die Einnahme eines Spermidinpräparates über einen Zeitraum von drei Monaten die Gedächtnisleistung von Menschen mit einer Vorstufe von Alzheimer. Langzeitdaten gibt es aber noch keine.
Für die tolle Zusammenfassung @Gerhard! Zwischenzeitlich habe ich auch andere Veröffentlichungen gelesen. Besonders gefallen hat mir dieser Text, dessen Kernaussagen aber Gerhard bereits wiedergegeben hat. https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/n...prozesse-12503/
Zum Vollkornbrot seien mir noch Anmerkungen gestattet. Üblich bekommt man Roggenvollkornbrot; Weizenvollkornbrot eher selten. Weil ich auf Roggen allergisch reagiere, bevorzuge ich Dinkel. Auch hierbei ist Rückfrage angeraten. Dinkelbrote sind oft Mischbrote mit hohem Roggenanteil. Mal wieder ein klarer Vorteil für eigene Produktion!
@Promise Mit der Brotherstellung kennt sich meine Frau Susanne sehr gut aus, da sie selbst seit vielen Jahren Getreide selbst mahlt und auch verarbeitet/bäckt. Ihr ist nicht bekannt, dass im Dinkelbrot generell auch Roggenmehl beigemischt wird. Aber es gibt in den Bäckereien auch Zwei- und Dreikornbrote, welche aber gesondert gekennzeichnet sind. Bei den diversen Vollkornmehlen ist immer das ganze gemahlte Korn vorhanden, lediglich Spelzen und Grannen sind ausgesondert worden. Bekanntlich sind in den äußeren Schichten der Samen und Früchte - auch bei Obst und Gemüse - immer die essentiellen Wirkstoffe (Keimling, Vitamine, Öle, Mineralien aber auch Balastsoffe) enthalten. Oft ist das Vollkornmehl auch etwas dünkler.
Leider bevorzugen heutzutage die Verbraucher das "ungesunde", fein ausgemahlene Weizen-Weissmehl (D: 405, A: W480), weil es wegen der fehlenden wichtigen Bestandteile auch nicht "kratzt". Etwas mehr gute Bestandteile hat in D: 550, in A: W700, es gibt auch noch höher klassifizierte Weizenmehltypen. Für Roggen- und Dinkelmehl gibt es ebenso verschiedene Mehlgradstufen. Vollkornmehle (mit Keimen) weisen gar keine Typenzahlen auf.
Noch zum Spermidin: Natürlich ist es kein Wundermittel, denn diese gibt es bekanntlich gar nicht. Aber die im Handel erhältlichen Kapseln sind - wie die Sammelbezeichnung richtig erwähnt - ein Nahrungsergänzungsmittel. Also für Menschen, wo die körpereigene Produktion dieser lebenswichtigen Stoffe nicht mehr ausreicht, Gesunde brauchen die zu hunderten am Markt erhältlichen verschiedenen Ergänzungsmittel gar nicht. Aber gibt es überhaupt noch völlig gesunde Menschen?
Im World-Wide-Web gibt es auch zu Spermidin Erfahrungsberichte, wo die positiven Reaktionen überwiegen. Siehe z.B. https://shop.thelongevitylabs.com/de-AT/...&filterByValue=- wo besonders auf die besseren Eigenschaften beim Schlaf, der Haut und den Haaren/Nägel hingewiesen wird. Leider ist der Preis relativ hoch (Tagesdosis ca. € 2). Es ist zu hoffen, dass die neue (aber patentierte!) Extrahierungsmethode in großen Mengen auch bei Lizenznehmern produziert wird und damit eine starke Verbilligung eintritt.