In den vergangenen 60 Jahren hat sich im Detailhandel vieles geändert. Manche Betriebe (z.B. Möbelhändler, Schuhmacher, Tante-Emma-Läden) sind völlig verschwunden und deren Aufgaben in Einkaufszentren verlagert worden. Die Lebensmittelsupermärkte (meist Ketten) führen auch viele sog. Non-Food-Artikel (also: keine Lebensmittel), wo bessere Gewinne als beim Lebensmittel zu lukrieren sind. Nachdem diese Supermärkte schon fast allen Metzgern den Garaus gemacht haben, stehen nun durch die überall vorhandenen Backstuben auch viel kleinen lokalen Bäckereien vor dem Aus. Lediglich wenige, welche mit besonderen Produktqualitäten und neuen Marketingmethoden arbeiten, können überleben.
Diese in den Märkten integrierten Backshops machen tiefgefrorene Halbfertrigprodukte auf neuartigen Backöfen ziemlich schnell verkaufsfertig. Wenige Großbetriebe fertigen diese Waren, welche dann tiefgefroren hunderte Kilometer quer durch Europa gekarrt werden. Dabei unterscheidet man zwischen drei Arten:
TK = tiefgekühlt, wie wir es schon kennen. So werden zum Beispiel auch fertige Torten angeliefert, welche nur mehr aufgetaut werden müssen.
HGB(-TK) = halbgebacken und tiefgekühlt, also nur zu 2/3 gebacken und tiefgefroren, sind dann in den erwähnten neuen Öfen in 10 Minuten fertig.
TIGT = tiefgefrorene vorgefertigte Teiglinge, der Teig ist also noch „lebend“ (vorgegart) und dann schockgefrostet. Bis zum Backprozess im Supermarket oder einer lokalen Bäckerei im Ofen kann es auf Wunsch neu geformt oder mit zusätzlichem Belag oder Bestreuung verfeinert werden.
Erwähnt werden muss, dass natürlich für diese Art der Produktion andere Rezepte und zusätzliche Zutaten verwendet werden müssen, um den Tiefkühlprozess, die Lagerung und spätere Verarbeitung sicher zu gewährleisten. Leider braucht bei unverpackten Lebensmitteln nicht vermerkt werden, welche Zutaten Verwendung finden. Brote (vielfach verpackt) kommen aus riesigen Brotfabriken und müssen wegen der längeren Lagerzeit auch über chemische Zusatzmittel verfügen, damit sie auch mehrere Tage nach der Produktion noch schnittfest und essbar sind.
Die Supermärkte sind mehr oder weniger gezwungen, bis zum Ladenschluss die Brot- und Gebäckregale voll zu halten und da bleibt nach dem Zusperren noch einiges übrig. Entweder wird es dann entsorgt, oft auch an Soziale Dienste abgegeben oder am nächsten Morgen mit 50 % Rabatt verkauft. Diese Verluste sind aber in den normalen Verkaufspreisen einkalkuliert, also zahlt jeder Kunde mit. Wenn also die Brötchen immer besonders günstig sind, dass wurde eben schon bei den Rohstoffen der Teiglinge (in Polen?) sehr gespart.
P.S.: Leider ist das Aussterben der Geschäfte besonders in den kleineren Orten stark spürbar. Da gibt es oft gar nichts mehr, kein Postamt, keinen Polizeiposten, kein Lebensmittelgeschäft, keine Tankstelle und auch die letzte Dorfwirtschaft hat schon dicht gemacht. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind oft 10 km und mehr entfernt. Dort gibt es auch Tankstellen, welche nachts Lebensmittel zu überhöhten Preisen anbieten. Auch wird es schwer, freie Arztpraxen in den Gemeinden zu besetzen, denn es bilden sich immer mehr Gruppenpraxen in den Bezirksstädten. Arm sind kranke oder alte Leute, welche über kein Fahrzeug verfügen, daher auf die Hilfe von Verwandten, Bekannten oder Hilfsdienste angewiesen sind.