Advent bringt auch Erinnerungen wie sie mir oft im Ohr geklungen. Das, was sich nicht vergessen lässt, brennt sich in den Gedanken fest.
Auch mit Lebensmittelkarten musste man vergeblich warten. Weil es nicht immer alles gab, waren die Nahrungsmittel knapp.
Mit Beuteln, Harken und dem Kind, ging es zum Stoppeln ab geschwind. Kartoffeln und Ähren sackte man ein und konnte auf manche Mahlzeit sich freu‘n.
Man lief kilometerweit Richtung Land und hoffte, dass man dort Nährmittel fand. Offiziell gab es das Hamsterverbot. Doch ohne Hamstern wär'n ganz viele tot.
Einen geschmückten Weihnachtsbaum gab es für manche nur im Traum. Auch sich an Weihnachten satt zu essen, konnten hungernde Menschen vergessen.
Danke für deinen positiven Kommentar. Fürs Stoppeln hatte ich einen kleinen Kissenbezug und war voller Stolz, wenn er mit Ähren gefüllt war. Hamstern ist mir auch etwas in Erinnerung. Mutti und ich fuhren mit überfüllten Zügen nach Waldliesborn. Wir hatten nichts einzutauschen - außer Muttis Mithilfe auf dem Bauernhof. Ein Bild habe ich vor Augen: Klein Inge steht zwischen großen Gerüsten für Stangenbohnen.
Weil Hamstern verboten war, hatte Mutti die sauer verdiente Butter unterm Hemd verborgen. Leider war während der langen Rückreise die Butter teils geschmolzen. Das Hemd musste also daheim ausgewaschen werden. Nachts wurden die Eltern von einem Geräusch geweckt. Hatte sich doch tatsächlich eine Maus über das Hemd hergemacht und ein Loch hineingenagt! Wie bereits erwähnt, vergisst man einiges sein Leben lang nicht …
Vielen Dank, liebe Inge, ein wirklich tolles Gedicht. Kann mich noch gut an alles erinnern, vor allem auch an die Lebensmittelkarten. Trotzdem denke ich zu gern an meine liebevolle Kindheit zurück, man hat es als Kind nicht so drastisch empfunden, wie es für die Erwachsenen war. Vielleicht haben wir dadurch gelernt, bescheidener zu sein, dass man eben nicht alles haben und doch mit dem Wenigen glücklich sein konnte. Es war ja schon ein "Erlebnis", wenn Sonntags zum Frühstück auf dem Brot unter der Marmelade etwas gekratzte Margarine durchschimmerte.
Dafür, dass du uns an deinen Kindheitserinnerungen teilhaben lässt, geht ein Dankeschön auch an dich, liebe Traudel! Einigen werden auch die beliebten Hasenbrote noch im Gedächtnis sein. Alltagsdinge wurden geschätzt und konnten oft sogar zu Besonderheiten werden.
Ich kann mich erinnern, dass mein Großvater mit trockenen Brotscheiben zu seiner schweren Arbeit auf die Werft fuhr. Gelegentlich konnte er aus abgestellten Eisenbahnwaggons Melasse mopsen, damit wir überhaupt etwas aufs Brot zu schmieren hatten. Wenn man uns Kindern damals einen " Dauerlutscher " schenkte, war das ein Freudenfest. So ein Lutscher kostete damals im Tante-Emma-Laden 2 Pfennige.
Dafür ist heute ein Fünfer = zehn Pennige und man bekommt noch nicht einmal ein Bonbon dafür. Aber Ährenlesen und Bucheckern sammeln war große Mode. Ich weiß nicht mehr für wieviel Kg man eine Flasche Öl bekam, aber Bratkartoffel konnte man feine damit machen. Die waren auf alle Fälle viel besser, als die durch die trocken Pfanne gejagten bis sie schwitzten! War als 11 jähriger oft bein Bauern unterwegs für ein paar lt. Milch und ein paar Riebel Brot. Kam dann Nachts um 10 oder halb 11 heim gewackelt und war Stolz etwas im Rucksack zu haben. Vonwegen Fahren, alles auf Schusters Rappen, 15 Km, ein Weg. Hat mir aber nicht geschadet.
@Blokker: Da hast du völlig recht. Wir waren damals viel mehr auf Schusters Rappen unterwegs und folglich gab es auch nicht so viele adipöse Kinder. Bei Wind und Wetter jeden Morgen auf Schusters Rappen mehrere Kilometer zur Schule und mittags wieder zurück. Hat auch keinem Schüler geschadet und oftmals waren die Schulwege irgendwie auch so eine Art Erlebniswelt. Jedenfalls in meiner Erinnerung.