Wusstet ihr schon das der Vorharz um Quedlinburg und Aschersleben die Gewürzkammer und Blumenzüchtungen ist. Hier werden viele Gewürze angebaut z.B. Majoran und Thymian. In Aschersleben gibt es ein Majoranwerk.
Das Julius Kühn-Insitut ist heute hier beheimatet. Der einstige Stolz Quedlinburgs aber, eine weltweit anerkannte Blumenzüchterstadt zu sein, ist "Dank" SED-Zwangswirtschaft in der DDR systematisch zerstört worden. Fast alle privaten Samenzüchterreien wurden liquidiert, gingen im VEB Saatzuchtbetrieb auf. All die kilometerweit leuchtenden Blumenfelder im weiten Rund um Quedlinburg sind unwiederbringlich zerstört. Blühen so nie wieder. Quedlinburg ist keine Blumenstadt mehr. In 40 DDR-Jahren war Quedlinburg eine graue Fachwerkstadt mit bunten Blumen. Heute ist das Fachwerk farblich gestaltet, doch Blumen sucht man in der Fülle vergebens.
Gruß Tannerprinz
Die Weite Deines Horizonts ist Frage Deiner Sicht. Der Große sieht ihn breiter, der Kleine leider nicht. (Volker Zottmann)
Zitat von wanderer im Beitrag #3ich glaube,in Quedlinburg hieß ein Saatzuchtbetrieb CHRISTENSEN .Meine Eltern hatten immer Sämereien für unseren Garten bestellt.
Übrigens bin ich gerade dabei,Rahbarber aus Samen zu ziehen.
Die Gärtnerei sagt mir absolut nichts, ist aber 1944 mal erwähnt, hab ich gerade in einer alten Zeitung gegooglet. Bekannteste waren von Dippe und Mette. Grasshoff, Grußdorf, Sperling, David Sachs.... Und sehr viele kleine.
Gruß Tannerprinz
Die Weite Deines Horizonts ist Frage Deiner Sicht. Der Große sieht ihn breiter, der Kleine leider nicht. (Volker Zottmann)
@Tannerprinz Die genannten Betriebe wurden 1947 in die 'VEB Saat- und Pflanzengut Quedlinburg' eingegliedert. Ich hatte in den 70er-Jahren Samenpäckchen aus dem "Arbeiter- und Bauernparadies" meiner Frau nach Österreich mitgebracht.
@Gerhard, ja, Eingliederungen gab es erst ab Gründung der DDR 1949. Und dann wurde radikal enteignet. Kleinere Betriebe wurden erst 1972 verstaatlicht. Mit Zwang, auch wenn das gern bestritten wird. Aus dem Wissensstand der privaten Saatgutbetriebe wurde aber in Folge mannigfaltig Nutzen gezogen. Weiter geforscht und gezüchtet.
Dank der Neuzeit nach 1990 wurden zahlreiche frühere Quedlinburger Samenzüchter postum geehrt, in dem man Straßenzüge nach ihnen benannte. Das gesamte Areal der Samenzucht "Drachenlochgarten" wurde zu einem Wohngebiet. Ebenso weite Teile des "Kleers", wo auch auf frühere Zuchtbeete Neubaublöcke geklotzt wurden. Aus Quedlinburgs großer Stadtgärtnerei "Lazarettgarten" wurde ein Beton-Neubaugebiet namens "Rosengarten". Städtische Gärtner, wie zu meiner Kindheit, sucht man zur Pflege der Rabatten und Parkanlagen heute vergeblich. Heute komplett ausgegliedert, findet man nur noch klägliche Bruchteile dieser Blumenpracht von einst. Schade!
Gruß Tannerprinz
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@Tannerprinz Danke für diese wichtigen Informationen. Ich reiste geschäftlich 1970 - 1985 von England aus viel in der ehem. DDR herum. Ich schätzte die meisten Bürger, lehnte aber das dort herrschende Regime ab. Wie hier schon einmal erwähnt, gab es aber eine Handvoll an guten Dingen, welche ich im dort bezeichneten sog. "kapitalistischen Ausland" vermisste.
Nur drei Beispiele: es wurde den Müttern und Kindern staatlicherseits hohe Aufmerksamkeit gegeben, bei Mitarbeitersuche wurde nicht "abgeworben" oder in den Auslagen der Apotheken warnte man vor zuviel an Medikamenteneinnahmen bzw. verwies auf Naturheilmittel. Ich bedauerte es sehr, dass nach 1990 vom Westen alles Gute aus der DDR als "schlecht" bezeichnet wurde und manche dort erhältlichen Produkte nicht mehr erzeugt wurden, wo leider aber auch der dortige Hunger nach Westwaren beigetragen hatte. Aber nach 30 Jahren ist dies ohnehin nur mehr Geschichte.
In einem noch privaten kleinen Samenladen in der Leipziger Innenstadt bedauerte die Verkäuferin bei manchen Produktanfragen: "Ist leider nicht mitgekommen", was soviel bedeutete, dass die Waren vom Lieferanten "zugeteilt" und nicht von ihr "bestellt" werden konnten. Übrigens wurde zu Messezeiten dem ausländischen Besucher immer "volle Geschäfte" vorgegaukelt, sodass sogar Leute anderer Bezirke zu dieser Zeit nach Leipzig einkaufen fuhren.
Offiziell wurde nie das Wort "Bundesrepublik Deutschland" erwähnt, es war nur die BRD.