Burkhard Heidenberger schrieb am 17.1.2010 zum Thema „Geschichten & Weisheiten“. unter http://www.zeitblueten.com
Der Traum des Königs
Mit Worten kann man viel bewirken, sei es jetzt im positiven, als auch im negativen Sinne. Aus der Emotion heraus können beleidigende Worte schnell über die Lippen kommen. Solche Worte lassen sich nur sehr schwer wieder zurücknehmen. Auch mit einer Entschuldigung wird wohl lange ein fahler Nachgeschmack bleiben. Dazu passend zwei chinesische Weisheiten:
Wer wütend ist, verbrennt oft an einem Tag das Holz, das er in vielen Jahren gesammelt hat.
Es ist schwer, verschüttetes Wasser wieder einzusammeln.
Auch wenn es uns nicht immer leicht fällt, Worte vorher zu überlegen, sollten wir vor allem in heiklen Situationen besonders acht darauf geben. Denn es kommt immer darauf an, mit welchen Worten man etwas sagt.
Dazu auch eine passende Geschichte von Nossrat Peseschkian (iranisch-deutscher Psychotherapeut, geb. 1933):
Ein König hatte einen beunruhigenden Traum. Darin sah er, wie ihm alle Zähne ausfielen. Besorgt lies er seinen Traumdeuter kommen. Der König erzählte ihm von seinem Traum. Der Traumdeuter hörte ihm aufmerksam zu, dann sprach er zum König:
„Mein König, ich muss Ihnen leider eine schlimme Nachricht mitteilen. Sie werden alle Ihre Angehörigen und Freunde nacheinander verlieren- genau so wie im Traum Ihre Zähne.“
Der König wurde wütend und ließ den Traumdeuter in den Kerker werfen. Dann holte er einen anderen Traumdeuter zu sich. Auch diesem erzählte er seinen Traum und fragte ihm, was dieser Traum wohl zu bedeuten hätte.
„Mein König, ich bin froh Ihnen eine freudige Mitteilung zu machen. Sie werden älter werden als all Ihre Angehörigen. Sie werden sie alle überleben.“ Der König war ob der Botschaft glücklich und belohnte den Traumdeuter.
„Aber du hast dem König doch nichts anderes mitgeteilt, als der Traumdeuter, der jetzt im Kerker sitzt. Warum hat dich der König so reich belohnt?“, wollten die Menschen wissen. Der Traumdeuter antwortete: „Stimmt, den Traum haben wir beide gleich gedeutet. Aber es kommt immer darauf an, wie man etwas sagt.“