Es war einmal ein Bauer, der war nicht reich, aber auch nicht arm. Er hatte ein Pferd, eine Kuh, ein Schwein und Federvieh, dazu bewirtschaftete er zwei ha Ackerland. Im Sommer brachte er seine Ernte Korn zum Müller. Als er mit seinem Pferd und Wagen an der Mühle ankam, sah er wie der Müller einen Esel, vollgepackt mit einem Sack Mehl, von der Mühle zur Vorratsscheune, mit der Peitsche antrieb. „Warum schlägst du das Tier?“, fragte er den Müller. Der Müller antwortete: „Der Esel ist zu alt und er will die schweren Säcke nicht mehr tragen, darum muss ich ihn immer antreiben.“ „Das ist aber Tierquälerei, so etwas macht man nicht!“ Darauf sprach der Müller: „Ich bringe den Esel in den nächsten Tagen zum Schlachter und lasse Wurst aus ihm machen.“ Das tat dem Bauern leid und der machte dem Müller einen Vorschlag: „Verkaufe mir den Esel, du brauchst mir auch drei Säcke Korn nicht zu bezahlen.“ Der Müller war einverstanden und gab den Esel dem Bauern. Nachdem sie die Ernte des Bauern in die Scheune des Müllers gebracht hatten, band der Bauer den Esel an den Pferdewagen und sie liefen zum Bauernhof. Dort bekam der Esel im Pferdestall sein neues Zuhause. Jeden Morgen bekam der Esel frisches Heu und klares Quellwasser aus den Brunnen. Am Tage durfte er auf der Wiese neben dem Bauernhof herzhaftes grünes Gras fressen. Für das Tier war es ein Schlaraffenland. Es bekam gutes Futter und brauchte keine schweren Säcke mehr zu tragen. Es verging die Zeit und der Bauer kam eines Morgens in den Stall. Der Esel spitzte seine Ohren und schrie zweimal „IA“, dann sprach er in der Menschensprache, die er verstand und mächtig war, zum Bauern: „Du sollst eine Belohnung von mir bekommen. Ich bin ein Nachkommen des Goldesels und habe die gleiche Gabe. Wenn du mir den Hals streichelst und sagst: Esel, strecke dich, wirst du ein Wunder sehen!“ Der Bauer streichelte den Esel, wie gesagt und sprach die Worte: „Esel strecke dich.“ Nachdem er den Satz gesagt hat, fielen zehn Golddukaten auf die Erde. Der Bauer war erstaunt und streichelte den Esel nochmal, dabei murmelte er wieder die Worte. Wiederum fielen zehn Golddukaten auf den Stallboden. Der Bauer und der Esel hatten von da an ein sehr gutes Leben und verbrachten noch viele Jahre zusammen. (c) Friedrich Buchmann