Einkäufe einfach direkt verstauen, die Rechnung kommt nach Verlassen des Ladens: Auch Aldi wollte sich an der Idee des kassenlosen Marktes versuchen. Jetzt steht fest: Das Unternehmen verpatzt die Umsetzung so gründlich, dass sogar wenige willige Kunden abgeschreckt werden.
Die Idee des kassenlosen Marktes wird seit Jahren von vielen Unternehmen erprobt. Sie verspricht Einsparungen beim Personal und für Kunden einen reibungslosen Einkauf, ohne dass die Waren den üblichen Tanz in Korb und Wagen, auf das Band an der Kasse und dann wieder zurück vollziehen zu müssen, nur um dann endgültig in die eigenen Taschen geräumt zu werden. Auch Aldi Nord hatte Anfang 2022 damit begonnen, unter realen Bedingungen im Testbetrieb im niederländischen Utrecht sich daran zu probieren, wie man einen solchen Markt technisch umsetzen kann. Wie jetzt die Welt berichtet, hat man bei der Umsetzung aber so gepatzt, dass sich kaum Kunden finden - dafür allerdings umso mehr Spott.
Für den Einkauf ist eine App notwendig, die nur eine Kreditkarte als Zahlungsmittel akzeptiert. Das Problem: Nur jeder zweite Niederländer besitzt diese überhaupt, im Alltag dominiert das Bankkarten-System PIN.
Einfach nicht sauber vorbereitet
Hat man sich auf diese Weise sofort um 50 Prozent seiner potenziellen Kundschaft erleichtert, scheint man viele Weitere dann mit einer unsauberen Programmierung der App verschreckt zu haben. So beschreibt unter anderem Philip Boontje, Gründer des Utrechter Daten-Start-ups MAXQ Analytics, in einem Video sein Erlebnis: Die Anmeldung in der App sei eine "verrückte Nutzer-Erfahrung" und habe ihn 10 Minuten gekostet. Er sieht in Aldis Bemühungen ein Paradebeispiel für "inkompetente und arrogante Konzern-Innovation".