Im Februar 1962 führt eine verheerende Sturmflut den Norddeutschen vor Augen, dass sie den Nordseefluten schlimmstenfalls weitgehend schutzlos ausgeliefert sind - auch noch im 20. Jahrhundert. Zahlreiche Deiche brechen. Allein in Hamburg sterben mehr als 300 Menschen. Auch große Teile von Dithmarschen, Eiderstedt und Tönning in Schleswig-Holstein werden überschwemmt. Denn das Hinterland der Eider ist seit jeher ein besonderer Schwachpunkt: Der Fluss ist der Tide ausgesetzt - und damit auch den Nordseefluten.
Die Eider: Einfallstor des Meeresriesen Aegyr
Seit Menschengedenken sind die Menschen im Einzugsbereich der Eider besonders gefährdet. Bereits der Name des Flusses Eider weist darauf hin: Er leitet sich ab von "Aegyr Dör", dem Tor des Aegyr, einem schrecklichen Meeresriesen der nordischen Mythologie. Wenn Sturm und Hochwasser die Fluten in die Eider-Mündung drücken, drängen die Wassermassen landeinwärts. Über die Eider-Zuflüsse Treene und Sorge gelangt das Wasser bis weit ins Landesinnere und überschwemmt die Niederungen. Da weite Teile der Flussmarschen unter dem Meeresspiegel liegen, fließt es dort nur langsam wieder ab.
Generalplan Küstenschutz: Ein Bollwerk an der Eider-Mündung
Nach dem Schock von 1962 will man die Naturgewalten endgültig bändigen. Der "Generalplan Küstenschutz" sieht zahlreiche Maßnahmen vor. Sein wichtigstes und größtes Vorhaben ist das Eidersperrwerk nahe Tönning. Statt die Deiche entlang beider Flussufer zu erhöhen, entscheidet man sich für den Bau eines riesigen Bollwerkes im Mündungstrichter. Bis auf einen kleinen Spalt will man das Einfallstor des Meeresriesen schließen. Damit wird die Deichlinie von insgesamt 60 Kilometer im Eidergebiet auf nur rund fünf Kilometer verkürzt.
Mit den Deltawerken haben die Holländer ja etwas Vergleichbares in Zuid Zeeland gebaut. Den Oosterscheldering. Wie man mit Wasser umgeht können sie einem schon erzählen.