Die Grasfrösche sind meist die ersten, hunderttausende Amphibien folgen - und begeben sich auf ihren oft lebensgefährlichen Weg zu den Laichgewässern. «Seit einigen Tagen ist die Massenwanderung bundesweit im Gange», sagt Tom Kirschey vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) Brandenburg. In ganz Deutschland haben die Kröten-Retter wieder alle Hände voll zu tun und Autofahrer sollten vorsichtig fahren.
Denn die Kröten wandern immer auf dem schnellsten Weg zum Wasser - auch wenn dieser von einer Straße gekreuzt wird. Dass ihnen ebenso wie Fröschen und Molchen selbst dann Lebensgefahr droht, wenn die Straßen nur wenig befahren sind, zeigt eine Studie. Danach liegt die Überlebenswahrscheinlichkeit der Tiere auf einer Straße, auf der nur 15 Autos pro Stunde fahren, bei lediglich 15 Prozent. «Es hilft nicht, wenn Autofahrer im Slalom über die Straße kurven. Die Kröten werden vom Luftdruck der vorbeifahrenden Autos angezogen, hochgeschleudert und sterben meist beim Aufprall», warnt Kirschey.
Bei Geschwindigkeiten unter 30 Kilometern pro Stunde überleben die Tiere dagegen meist, erläutert NABU-Amphibienexperte Sascha Schleich. Besonders nachts zwischen 19.00 Uhr und 7.00 Uhr sollten die Warnschilder beachtet werden. Denn die Amphibien wandern meist nachts - sie entgehen so vielen natürlichen Feinden. Auch der Paarungstrieb bewegt die wechselwarmen Tiere dazu, sich auf den Weg zu machen. Die Erdkrötenmännchen machen es sich dabei besonders bequem: «Sie suchen sich schon unterwegs ein Weibchen aus und lassen sich dann von diesem auf dem Rücken zum Wasser tragen», sagt Schleich, der auch Betreiber der Seite http://www.amphibienschutz.de ist.
Als einzig zuverlässiger Schutz für Kröten gelten Zäune, die entlang den Straßen aufgestellt werden. Sie hindern die Tiere daran, auf die Straße zu hopsen. Mit der Unterstützung von Helfern können die Kröten aber doch hinüber - nämlich dann, wenn an den Zäunen Eimer stehen, in die die hüpfenden Amphibien plumpsen. Darin werden sie von freiwilligen Helfern über die Straße getragen. Um die tausend Zäune werden jedes Jahr allein von ehrenamtlichen Mitarbeitern des NABU und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) aufgestellt, berichtet Nicola Uhde vom BUND in Berlin. Trotz des Engagements sterben aber immer noch jedes Jahr tausende von Kröten auf Deutschlands Straßen. «Die Zahl der getöteten Tiere ist fast so hoch wie die der geretteten», berichtet Schleich.
Besonders wenn die Wanderung recht plötzlich einsetzt, erleben Krötenfreunde oft böse Überraschungen. «Das ist kein schöner Anblick, wenn man an eine Straße kommt, auf der Hunderte von toten Tieren liegen», erzählt Schleich. Auch anderen Gefahren sind sie ausgesetzt: Überhöhter Einsatz von Düngemitteln, Trockenlegung von Tümpeln, die Beseitigung von Verstecken wie Hecken oder Steinhaufen, Lichtschächte oder zu hohe Bordsteinkanten können den Tieren zum Verhängnis werden, wie Sandra Balzer vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn berichtet. Von den insgesamt 21 in Deutschland lebenden Amphibienarten stehen laut BUND 67 Prozent auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Besonders schlecht steht es um Rotbauchunken, Alpen-Kammmolche, Springfrösche, Seefrösche und Kammmolche. Auch natürliche Feinde wie Graureiher und Waschbären freuen sich auf die Krötenwanderung, weiß Schleich: «Die warten sogar manchmal morgens neben den Eimern an Krötenzäunen und picken sich Kröten raus.»
Quelle: dpa Deutsche-Presse-Agentur
Eigene Wege sind schwer zu beschreiben....sie entstehen ja erst beim Gehen