Der Stieglitz hat Künstler und Vogelfreunde inspiriert – und wurde so zum Gefangenen des Menschen. Inzwischen flattert er wieder meist in Freiheit über Wiesen und durch Gärten. Zum Glück.
Ein Vogel wie ein Kunstwerk
Onkel Martin war kein Einzelfall. Der Stieglitz hat Gelehrte, Maler und Vogelhalter über Jahrhunderte fasziniert. Sein blutroter Kopf symbolisiere das Leiden Jesu, hieß es früher. Der Renaissance-Künstler Raffael hat ihn in seinem Gemälde "Madonna mit dem Stieglitz" verewigt. Der Rembrandt-Schüler Carel Fabritius setzte ihm 1654 mit dem "Distelfink" (so der zweite Name des Stieglitzes) ein weiteres Denkmal. Kein Wunder, schließlich sprechen wir hier von einem echten Hingucker. Der kleine weiß-braune Körper ist verziert mit Markierungen in Schwarz, Rot und Gelb. Das müsse wohl der Deutschland-Vogel sein, hat ein Kollege gesagt, als ich ihm ein Bild zeigte.