Violette Wolken schieben sich über das Bergmassiv und auf dem See kräuseln sich die Wellen wie das Nackenhaar bei einer Freitagabend-Show auf RTL. Dann weht der Regen wie ein Vorhang ins Tal. Als alles vorbei ist, denke ich: Klasse, jetzt sind erstmal alle Klamotten nass.
Dann wird mir wieder bewusst, dass ich ja gar keine Klamotten anhabe. Ich bin Nacktwandern. Das ist so wie FKK Camping, nur dass man dabei durch die Gegend läuft! Ein Erfahrungsbericht mit allen gesetzlichen Fakten und wertvollen Tipps von Horst Kehm, der die Gruppe der deutschen Nacktwanderer leitet. Sowas gibt’s. Echt jetzt.
Natürlich wäre die Sache mit dem Regenschauer nicht so wahnsinnig komisch Anfang Januar auf dem Matterhorn gewesen. Nacktwandern geht nicht immer. Eigentlich dachte ich, Nacktwandern geht gar nicht. Das ist doch total bekloppt. Was, wenn mich jemand sieht! Und ich durch Dornenbüsche laufe. Die müssen ja nicht mal brennen – reicht schon, dass es plötzlich an Stellen kratzt, die man selbst im Spiegel nur unter Androhung eines Bandscheibenvorfalls sieht.
Das erste Mal darüber nachgedacht habe ich vor einem Jahr, als ich im August in Andalusien war. Das ist übrigens noch viel bekloppter, als nackt zu wandern. Bei 43 Grad im Schatten habe ich auf dem Caminito del Rey einmal heimlich mein T-Shirt ausgezogen, in einen kleinen Bachlauf gehalten und wieder angezogen. Heiliger Strohsack, tat das gut!
Dann war ich in diesem Jahr in den USA bei meinem Freund. Wir wandern gern und viel. Außerdem sind wir manchmal etwas albern. An einer einsamen Stelle erzählte ich, dass ich mal was vom Nacktwandern gelesen habe. „Weißt du was, wir machen das jetzt einfach!“, sagte er.
Inhaltsverzeichnis Nacktwandern: Ich fühle mich unmöglich – aber dann…