Dieses Gedicht, das der Rudolfsgnader Bauerndichter Michael Schmidt zwei Jahre nach der Vertreibung verfaßt hat, widerspiegelt die seelische Zerrissenheit unserer Heimatvertriebenen Menschen.
Banater Flüchtlingsschicksal von Michael Schmidt
Ich komme vom Banate her mit leerer Hand, das Herz so schwer, ich wandle still, bin niemals froh und immer fragt mein Seufzer: Wo?
Wo bist du, mein geliebtes Land, wo meiner Kindheit Wiege stand? Und immer denke ich zurück, wo du nicht bist, dort ist kein Glück.
Im Grabe ruht manch liebes Herz, wenn man dran denkt, ach welch ein Schmerz! Die Gräber sehn wir nimmermehr, wenn man dran denkt, ach ist das schwer!
Die Kirche niemals wiedersehn, den lieben Ort - wie war er schön! - Erinnerung, sonst garnichts mehr, wenn man dran denkt, ach ist das schwer!
Zwei Jahre von zu Hause fort, wandern wir jetzt von Ort zu Ort. Man will uns nicht - wer hätt´s gedacht! - als Zigeuner werden wir betracht´.
Wie hatten wir uns sehr getäuscht, wir fühlten uns doch stets nur deutsch, wir blieben deutsch mit Haut und Haar auch in der Fremde, über zweihundert Jahr.
Wir sind wohl doch aus anderem Holz, deutsch sein, war unser größter Stolz. Nun sollen wir - ist´s keine Schand?! - als Siedler gehn in ein fremdes Land.
Nach Frankreich, heißt es, werden wir geführt, als Franzosen sind wir registriert. Dann heißt es auch, wir werden gehn hinüber nach Argentinien.
Und uns ist alles schon egal, der Herrgott ist ja überall! Wir werden uns gewöhnen gstad, doch nie vergessen das Banat.
Nun bin ich alt und müd und schwach, die Kräfte lassen ganz schon nach, und sinnend geh ich hin und her die Heimat seh ich nimmermehr.
Das Brot verdienen im fremden Land - dazu noch eine lahme Hand! Als Ochsenknecht mit siebzig Jahr, das Haupt bedeckt mit schneeweiß´Haar.
Vergossen hab ich sehr viel Schweiß, ein Bettler bin ich jetzt als Greis. Die Kinder haben mit sich zu tun - am besten wär´s im Grabe ruhn!