Trotz vieler Beobachtungsstationen, Satelliten, Hochleistungsrechner und moderner Programme werden die heutigen Wettervorhersagen mit größerem Abstand ungenau. Die besagt, dass lediglich für größere geographische Gebiete und nur für einige Tage Aussagen mit hoher Treffsicherheit erzielt werden können. Also die Genauigkeit nimmt mit zunehmendem Zeitabstand proportional ab, womit eigentlich alle Vorhersagen über 8 Tage hinaus nur mehr für Wissenschaftler statistische Vergleiche zu früheren Tatsachen der gleichen Jahreszeit zulassen. In den von mir sehr geschätzten und stets aktualisierten Datenbanken gibt es sogar vereinzelt solche „Prognosen“ für den kommenden August, aber was nützt dies, wenn gleichzeitig eine Fehlerquelle von +/- 50 % erklärt wird. Trotzdem sind Trends bzw. Abweichungen vom langjährigen Durchschnitt oft zutreffend. Der Begriff „langfristige Wetterprognose“ ist eigentlich irreführend, den bei einem dem intrinsischen „Chaossystem“ zu Grunde liegendem Geschehen kann es gar keine Vorhersage geben.
Aktuell werden von den hiesigen Wetterdiensten zwei auf völlig unterschiedlichen Grundlagen aufgestellten Wettermodelle parallel verwendet, welche damit sogar im Wettbewerb stehen, sich aber graphisch dargestellt vielfach „decken“. Eben das amerikanische GFS (Global Forecast System) sowie sein europäischen Pendant ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts), also Europäisches Zentrum für mittelfriste Wettervorhersage. Ich beachte dabei auch immer die Jetstream-Karten (Polarwirbel) um den Nordpol, welche Hinweise auf das spätere Wettergeschehen bei uns geben können.
Somit wird uns hier in Mitteleuropa für die nächsten 10 Tage noch kein Frühlingswetter prophezeit und erst danach ist – gemäß den zuerst genannten Unsicherheitsfaktoren – mit einer Wetterbesserung zu rechnen.
Übrigens: Klima und Wetter dürfen nicht verwechselt werden, denn z.B. eine wirkliche Klimaveränderung ist erst im Nachhinein mit zeitlichem Abstand von einigen Dutzenden Jahren erkennbar.
Wetter in Deutschland: Unwetter als Dauerzustand? Experte klärt auf
Gewitter, Hagel, Starkregen: Deutschland erlebt derzeit viele Unwetter.
Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst erklärt, inwieweit das Phänomen mit dem Klimawandel zu tun hat.
Angesichts der Hitzewelle in Kanada warnt er, dass die "Ausschläge noch oben zunehmen" werden.
Was sich nun viele fragen: Ist diese massive Häufung von Unwettern eine weitere Folge des Klimawandels? "Aktuell haben wir das Phänomen, dass sich feuchtwarme Luft über großen Teilen Deutschlands hält. So etwas hat aber erst einmal nichts mit Klimaerwärmung zu tun, das ist im chaotischen System der Atmosphäre immer möglich und gab es auch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer mal wieder", erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst im Gespräch mit unserer Redaktion.
Friedrich ergänzt: "Wetter ist nicht Klima. Momentan erleben wir Wetter und das spielt 'verrückt', wie es im Volksmund heißt. Das kann über ein, zwei Wochen durchaus einmal passieren." Doch der Wetterexperte sieht bei den Unwettern auch einen Anteil der weltweiten Klimaerwärmung, nämlich bei den sogenannten Starkregenereignissen. "Da konnten wir über das Wetterradar, das es etwa seit 20 Jahren gibt, feststellen, dass diese Ereignisse stark zugenommen haben."
Friedrich über Unwetter in Deutschland: "Nicht die neue Normalität"
Allerdings benötige es 30 Jahre, um "Klimatrends festzulegen", erklärt Friedrich und fügt an: "Bei den Temperaturen wissen wir das bereits, dort haben wir die Daten seit 1881, und seither stieg die Durchschnittstemperatur um 1,6 Grad Celsius."
Die Klimaerwärmung ist also in vollem Gange, mit all ihren Folgen. Doch Starkregenereignisse, wie in den vergangenen Tagen, werden in Deutschland eher nicht zur Regel. "In den vergangenen drei Jahren hatten wir trockene Sommer, da waren die Unwetter sehr selten und sind weniger aufgetreten. Da herrschten in Deutschland Hitzewellen und Dürren", sagt Friedrich.
Der Experte prognostiziert: "Man kann also nicht sagen, dass es die neue Normalität ist, aber es ist festzuhalten, dass Starkregenereignisse im Sommer, wenn sie auftreten, heftiger ausfallen. Es wird also nicht unbedingt die Häufigkeit, sondern die Stärke der Unwetter zu nehmen." Experte Friedrich: Hitze wird zur tödlichsten Wettergefahr
Ein Szenario, wie in Kanada könnte also auch in Deutschland eintreten. Die Hitze werde in den kommenden Jahrzehnten die tödlichste Wettergefahr sein, prognostiziert Friedrich. "Zum Beispiel sind bei der Hitzewelle 2003 in Europa mehrere 10.000 Menschen zusätzlich gestorben. Es kommen mehr Menschen durch die Hitze zu Schaden, als durch die Unwetter, die wir jetzt erleben."
Die Unwetter, wie wir sie aktuell in Deutschland verzeichnen, könnten also in Zukunft das geringere Übel sein im Vergleich zur Hitze, die durch die Klimaerwärmung entsteht. "Wir müssen Anpassungsstrategien entwickeln, um die Bevölkerung zu schützen. Es werden mehr Wohnungen klimatisiert sein, die Städte dürfen nicht weiter versiegelt werden, sondern durch Parks und Grünflächen müssen die Hitzeeffekte etwas gedämpft werden."
21 Bilder der Unwetter, die zurzeit in Deutschland wüten, bei denen ich mir fast in die Hosen mache
Falls du das Glück hast, in einer Gegend zu wohnen, die von den aktuellen Unwettern weitestgehend verschont geblieben ist, guck dir einfach mal an, was im Rest von Deutschland so abgeht: