Während sich Millionen von Kunden in den vergangenen Jahren vom alten, analogen Festnetztelefon dank des alternativen Mobilfunks abgemeldet haben, erlebt das frühere Festnetz unter geänderten Bedingungen eine Renaissance. Die Gründe sind vorwiegend die Nutzung des Glasfasernetzes sowie die Umstellung auf VoIP-Technologie (Voice Over Internet Protokoll = Internettelefonie mittels Tefonapparat). Die Anzahl der Sprachtelefonieminuten ist aber wegen der Nutzung von Skype & Co auch im Mobilfunk zurückgegangen, während das Datenvolumen weiter gestiegen ist.
Die Glasfaserleitung muss dabei nicht ganz zum Telefon/Internetbenützer verlegt werden, denn mit moderner Technologie lassen sich auch die alten Kupferleitungen für eine geringe Anzahl von Metern (500?) gut für hohe Datenmengen (Surfgeschwindigkeiten) und Internettelefonie verwenden. Natürlich werden für die höheren Internetübertragungsraten bei deren Wunsch auch höhere Tarife verrechnet. Auch die vielen Mobilfunksender, KabelTV-Anbieter und alternativen Festnetzanbieter verwenden das nun landesweite Glasfasernetz. Während die erwähnten alternativen Festnetzanbieter schon großteils IP-Telefonie eingeführt haben, ist die Telekom dabei, mittelfristig sämtliche Festnetz-Telefone auf IP umzustellen. Damit können wegen der neuen Verteilungskästen an den Straßen viele ehemalige Wählämter und deren Grundstücke verkauft werden.
Wo viele Vorteile der IP-Telefonie sind (z.B. bessere Sprachqualität), gibt es leider auch einige Nachteile. So müssen Firmen mit ISDN-Anschluss und auch Faxgeräte erweitert bzw. angepasst werden. Der hauseigene Telefon-Router muss ständig am Stromnetz bleiben (höhere Stromkosten - € 25-30 p.a.), denn ohne Strom gibt es dann kein Telefonieren mehr und festnetzgebundene Notrufe und Alarmanlagen funktionieren bei Stromausfall auch nicht. Dazu sind Stützbatterien empfehlenswert. Aber der Festnetzanschluss hat gegenüber von Mobilfunkverbindung sowohl bei der Sprachtelefonie (kein plötzliches Unterbrechen u.a.) als auch beim besuchen des Internets (Datengeschwindigkeit und Stabilität) einige Vorteile zu bieten. Es werden sich künftig beide Systeme ergänzen und weiterentwickeln. Theoretisch ist es z.B. sogar möglich, mit dem Smartphone in einem anderen weltweit vorhandenen WLAN-Netz mit der eigenen Festnetznummer einzusteigen, was aber derzeit von den meisten Anbietern (noch) verhindert wird.
P.S.: Das Kommunikationsverhalten wird sich noch gewaltig ändern. Z.B hat die Schweiz im vergangen Juni alle terrestrischen DVB-T2-Fernsehsender abgeschaltet, da schon über 98 % der Zuseher die Programme über Kabelanschluss bzw. Satellit empfangen haben. Durch den Regierungsbeschluss, die TV/Radio-Gebühren zu reduzieren ist eben auch die Sendegesellschaft gezwungen, zu sparen. Schlecht für Zaungäste an der Grenze in D und A, welche die Schweizer TV-Programme ggfs. nur noch über manche Kabelgesellschaften sehen können. Auch der alte UKW-Radiostandard wird schon vom besseren DAB+ ersetzt. Norwegen hat schon UKW komplett abgeschaltet, die Schweiz bereits einen voraussichtlichen Termin genannt. Aber manche Leute meinen, die Radio- und TV-Zukunft liegt ohnehin im Internet. Vor allem wollen sich die Konsumenten die Sendungen selbst auswählen und auch den Zeitpunkt des Empfanges selbst bestimmen. Der ORF weigerte sich bisher, an DAB+ teilzunehmen, da durch die viel günstigeren Sendekosten mehr Anbieter kommen und damit die gleichbleibende Werbekuchengröße auf mehr Sender aufgeteilt wird.