Bremen – Als endlich jemand nach Monika E. († 70) schaute, 14 Tage, nachdem man sie zuletzt lebend gesehen hatte, lag die TV-Zeitschrift auf dem Tisch. Das Programm vom 8. Mai aufgeschlagen.
Das war wahrscheinlich der letzte Tag im Leben von Monika E.: Zwei Wochen lag sie tot in ihrer Wohnung in einem Bremer Pflegeheim. Zwei Wochen lang hat niemand etwas bemerkt. Auch nicht die Pfleger, die ihr täglich das Mittagessen vor die Tür stellten – und es wieder unangerührt mitnahmen.
Wie kann so etwas in einer Pflege-Einrichtung mitten in Deutschland passieren?
2009 zog die Rentnerin in die Altenwohnung in die „Egestorff-Stiftung“ in Bremen-Tenever. Sie bekam jeden Tag mittags eine Mahlzeit gebracht. „Je nach Wunsch wird das Essen in die Wohnung geliefert oder davor abgestellt“, erklärt Melanie Löwemann, Geschäftsführerin des Pflegeheims. „Bei Frau E. war es nicht unüblich, dass das gelieferte Essen nicht angenommen wurde.“
Dass die Rentnerin zwei Wochen lang überhaupt nichts mehr annahm, fiel niemandem auf. Der Pfleger nahm die Mahlzeit vom Vortag einfach wieder mit. Niemand wurde stutzig, klingelte Sturm, kam auf den Gedanken, dass die alte Dame Hilfe bräuchte. Oder sogar tot sein könnte.
Die Heimleitung gestern gegenüber BILD: Es habe einen Wechsel bei den Pflegern gegeben, deshalb sei versäumt worden, „den Verzehr des Essens zu kontrollieren.“
Die Angehörigen von Monika E. sind entsetzt. Werner M. (73), der Bruder der Toten: „Wir hatten meine kleine Schwester lange nicht erreicht. Bis die Heimleitung dann endlich mal die Tür aufschloss. Da war Monika lange tot.“
Die Kontrolle der Bewohnerin sei schwierig gewesen, rechtfertigt sich die Geschäftsführerin des Pflegeheims: „Frau E. gewährte Besuchern nur sporadisch Einlass.“ Einen täglichen „Befindlichkeits-Anruf“, der zum Service des Heims gehöre, habe sie abgelehnt.
Ab sofort gelten neue Regeln: „Jetzt sind alle Fahrer angewiesen, den Verzehr des Essens zu kontrollieren.“
Zwei Wochen lang tot und niemand bemerkt es. Da würde ich mich irgendwie einsam fühlen. Ok irgenwo nicht, denn ich bin ja tot, aber die Kinder scheinen ja jetzt auch nicht häufig angerufen zu haben...