Eine satirische Rede zum Frauentag vom Parteisekretär der SED in der ehemaligen DDR (Humor) von Friedrich Buchmann
Wir schreiben das Jahr 1984. Ein Parteisekretär der SED steht am Rednerpult. Am Rednerpult ist das Parteiabzeichen der SED angebracht. Im Saal sitzen um die 20 Frauen. Er beginnt mit seiner Rede.
Liebe Genossinnen, werte Frauen und werte Mütter, anlässlich des Internationalen Frauentages wurde ich beauftragt, eine Auswertung ihrer sozialistischen Sexualität vor zunehmen. Sie wissen, dass wir unsere sozialistischen moralischen Vorstellungen im Sinne der Kriterien für eine kommunistische und sozialistische Sexualität haben. Sie können das im Kommunistischen Manifest von unserem hervorragenden Sexualforscher und Gründer der kommunistischen Sexuallehren, “ Karl Marx“ nach lesen und studieren. Man muss dieses Manifest so verstehen, dass unser hervorragender sozialistische Vorreiter Karl Marx wirklich das letzte Mark aus sich herausholen konnte. Aus diesem Grunde muss ich nochmals darauf hinweisen, wir verstehen die Sexualität nicht als Lust, wie man diese in den unmoralischen faulenden kapitalistischen Ländern mit ihrer Beate Uhse Sexualität sieht. Nein, wir sehen das im Sinne der Zeugung für eine echte stabile Landesverteidigung unserer sozialistischen Errungenschaften. Die Kriterien für unsere sozialistische Moral sind euch eingehend in den sozialistischen Schulen, die Ihr nach Eurer Arbeitszeit durchgeführt habt, reichlich bekannt. Das wichtigste Kriterium möchte ich auf unserem heutigen Festakt als Parole nochmals wiederholen.
Unser Staat braucht Soldaten, drum gebärt jede Frau drei Soldaten.
Nun, werte Genossen Mütter, möchte ich euer persönliches Sexualleben auswerten und Euch Hinweise geben, sowie Maßnahmen einleiten, damit Ihr die Kriterien unserer sozialistischen Moral verbessert und nicht durch den Klassenfeind beeinflussen lasst. Fangen wir an mit Dir, Genossin Maier. Wie mir berichtet wurde, ist die Genossin Meier Mutter zweier Töchter. Genossin Meier, ich muss feststellen du hast die Kriterien noch nicht erfüllt. Dein Ehepartner hat noch nicht das letzte Mark aus sich herausgeholt, oder du kämpfst nicht genug im Bett mit ihm. Wir werden Dir eine Frist von 5 Jahren einräumen, die Kriterien zu erfüllen. Wir kommen dir dabei auch zur Hilfe. Du wirst jährlich zwei Kuren in einer sowjetischen Garnison nach Deiner Wahl durchführen. Es bestätigt sich immer wieder, dass die Parole
„Von der Sowjetunion zeugen und gebären lernen, heißt siegen lernen “ stimmt. Ich schlage vor, dass du erst einmal ambulant die erste Kur am sowjetischen Militärflugplatz machst. So fällst Du nicht aus dem Arbeitsprozess aus und du kannst nachts mit unseren sowjetischen Freuden den Akt der Zeugung üben. Es wäre sinnvoll, deinen Ehemann mit zunehmen, damit er die Techniken unserer sowjetischen Freunde lernt. Ich hoffe, du wirst uns im nächsten Jahr zum Internationalen Frauentag einen Diskussionsbeitrag dazu vortragen. Als nächstes kommen wir zur Genossin Mutter Polka. Bei der Genossin Polka sieht es nicht so gut aus. Ich glaube die Genossin Polka verhütet im entscheidenden Augenblick, oder sie nimmt die Anti- Soldatenpille. Das ist ein schwerer Eingriff in die sozialistische Sexualität. Sie sollte dazu am heutigen Tage Stellung nehmen. Auch hier sollte sofort eine Kur begonnen werden. Ihr Rammler Franz muss auf Zeugungsfähigkeit überprüft werden, da er bis zum heutigen Tage nur eine Tochter zustande gebracht hat. Ähnlich verhält es sich auch bei der Genossin Knall, doch da hier ein Partnerwechsel erfolgt ist, sollte man die Maßnahmen noch ein Jahr heraus schieben. Wir glauben hier ist eine Passfähigkeit gegeben, zumal ihr Partner bewiesen hat, dass er Jungens, also Soldaten, zeugen kann. Nun kommen wir zur Auswertung des ehelichen sozialistischen sexuellen Wettbewerbs der Familien Müller und der Familie Bach. Hier kann man sagen sie sind auf dem richtigen Weg. Familie Müller hat bereits einen Sohn, aber das ist noch nicht genug. Der Ehemann hat wahrscheinlich keinen goldenen Schuss mehr. Er sollte seine Ehefrau zum nächsten Pfingsttreffen nach Berlin schicken, dort stehen potente FDJler zur Verfügung. Auch die Genossin könnte dann einmal eine andere Passform spüren und sie wird sicherlich wieder schwanger. Die Familie Bach hat fast ihr Soll erfüllt, sie haben zwei stramme Soldaten in die sozialistische Ehegemeinschaft eingebracht. Hier hat alles gepasst. Einen dritten Sohn können sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zeugen. Die Genossin Bach werde ich heute im sozialistischen Ehewettbewerb auszeichnen. Sie bekommt eine Dankesurkunde der Bezirksleitung SDH(Sozialistischen Sexdirektion Halle) Ich hoffe auf ein zeugungsreiches Jahr und werde mich freuen, im nächsten Jahr etwas dickere Genossinnen zu sehen, damit wir gegenüber unserer Partei und Regierung unsere Pflicht erfüllen und die heißt: