Ob Sportler, Autofahrer oder bewusster Genießer: Die Nachfrage nach alkoholfreien Bieren stieg in den letzten Jahren enorm an. Mittlerweile sind fast 7 Prozent – etwa 5,5 Millionen Hektoliter – der in Deutschland gebrauten Biere alkoholfrei. Neuer Rekord. Doch trotz der Beliebtheit wissen viele geneigte Biertrinker nicht, wie diese hergestellt werden.
Alkoholfreies Bier enthält immer noch geringe Alkoholmengen Wie jedes Bier bestehen auch alkoholfreie Biere aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Biere, die in Deutschland als alkoholfrei bezeichnet werden, dürfen noch einen geringen Alkoholgehalt von maximal 0,5 % vol. aufweisen. Wer glaubt, davon ginge eine Gefahr aus, der irrt sich. Denn was viele nicht wissen: Auch in anderen Getränken oder Lebensmitteln können sich geringe Spuren von Alkohol befinden, wie zum Beispiel in Fruchtsäften, Kefir oder auch reifen Bananen. Traubensaft zum Beispiel darf bis zu 1 % vol. Alkohol enthalten. Diese Mengen sind jedoch so gering, dass sie mehreren Studien zufolge keine Auswirkungen auf den gesunden Erwachsenen haben. Im Vergleich: In Ländern wie Spanien oder Frankreich ist sogar ein höherer Wert bei der Alkoholfrei-Grenze erlaubt.
Alkoholfreies Bier enthält bis zu 0,5 % vol. Alkohol.
Alkoholfrei? Alkoholfreies Bier enthält bis zu 0,5 % vol. Alkohol.
Das Autofahrerbier Die Geschichte des alkoholfreien Bieres ist noch relativ jung und hat seine Wurzeln in der ehemaligen DDR, genauer gesagt im Ostteil des geteilten Berlins. In der gesamten Deutschen Demokratischen Republik galt die Null-Promille-Grenze für Autofahrer. Die Brauerei Engelhardt aus Stralau (Friedrichshain) erkannte diese Marktlücke und brachte 1972 das "AUBI", kurz für Autofahrerbier, auf den Markt. Anders als andere Biere wurde diese Spezialität mit einer Stammwürze von etwa 7 Prozent eingebraut – im Vergleich: Ein Pils hat mindestens 11 Prozent Stammwürze. Dadurch blieb der Alkoholgehalt des AUBIs unter 0,3 % vol.
Das Bier verkaufte sich in der DDR-Zeit sehr gut. Dies änderte sich jedoch mit der Wende: Mit der Mauer verschwanden auch das AUBI und die Brauerei Engelhardt von der Bildfläche. Doch Brauereien aus ganz Deutschland erkannten schnell das Potenzial alkoholfreier Biere und entwickelten neue Rezepturen und Stilrichtungen. Mittlerweile existieren weltweit über 400 alkoholfreie Biersorten, ganz unterschiedlich ausgeprägt und hergestellt.
Hergestellt mit gestoppter Gärung: Bernstein-Weizen Alkoholfrei
Hergestellt mit gestoppter Gärung Bernstein-Weizen Alkoholfrei
Die gestoppte Gärung. Wie Alkohol aus dem Bier wieder herauskommt, ist am einfachsten zu erklären, wenn man die Entstehung von Alkohol im Bier betrachtet. Verantwortlich hierfür ist die Hefe, ein Organismus der den Malzzucker zu Alkohol und Kohlensäure umwandelt. Hier setzt eines der zwei bekanntesten Verfahren zur Herstellung alkoholfreier Biere an: die gestoppte Gärung. Die Hefe darf bis zu einem Alkoholgehalt von maximal 0,5 % vol. arbeiten. Anschließend wird die Gärung durch kurzzeitiges starkes erhitzen unterbrochen, sodass kein weiterer Alkohol entstehen kann. Biere, die mittels gestoppter Gärung hergestellt werden, sind wegen des vielen Restzuckers oft süßlich im Geschmack. Daher bietet sich dieses Verfahren sehr gut für alkoholfreie Weizenbiere wie dem Bernstein-Weizen Alkoholfrei der Störtebeker Braumanufaktur an, die bereits fruchtig-süß schmecken. Besonders beliebt sind diese Biere bei Sportlern, da sie isotonisch sind.
Das Frei-Bier wird mittels Vakuum-Destillation hergestellt.
Auf dem Bild Das Frei-Bier wird mittels Vakuum-Destillation hergestellt.
Die Vakuum-Destillation Neben der gestoppten Gärung existiert ein zweites Verfahren, das vermehrt eingesetzt wird: das nachträgliche Entfernen des Alkohols. Hierfür wird ein Bier ganz regulär eingebraut und vergoren. Nach der Reifung des Bieres wird der Alkohol im Vakuum abgedampft – ähnlich wie bei der Destillation. Das besondere dabei: Die Geschmacksstoffe, die durch das Ausdampfen eigentlich verloren gehen, werden ins Bier zurückgeführt, sodass diese Biere wie ihr Pendant mit Alkohol schmecken und im Vergleich nicht so süß sind. Diese Methode ist sehr gut für alkoholfreie herbe Biere geeignet. Die Störtebeker Braumanufaktur setzt dieses Verfahren für das Frei-Bier ein: eine kräftig gehopfte Brauspezialität nach Pilsener Brauart.