Hunger, Herzinfarkt und Luftverschmutzung – Eckart von Hirschhausen sprach in einem Interview darüber, dass die Klimakrise sowohl der Umwelt, als auch uns schadet. Und machte klar, warum wir nicht unbedingt mehr Wissen benötigen, um die Krise aufzuhalten.
Hat Eckart von Hirschhausen die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben oder glaubt er noch daran, dass die Menschheit die Klimakrise abwehren und sich selber retten kann? In einem Interview mit dem Online-Magazin Watson sprach der Arzt und Moderator über unser Gesundheitssystem – ob es für die Folgen der Klimakrise gewappnet sei, über Solastalgie und Ernährung.
Allen Menschen, egal welcher Partei oder Generation sie angehören, wollen bei erträglichen Außentemperaturen atmen, essen und trinken, meint Hirschhausen. Jedoch seien diese Grundbedürfnisse in Gefahr. „Auf gut Deutsch: Wir müssen nicht „das Klima“ retten – sondern uns“, so Hirschhausen.
Trotzdem sei noch nicht jedem Menschen die Dringlichkeit klar geworden, mit der wir „unsere Intelligenz, unser Geld und unsere Kreativität dieser Aufgabe“ widmen müssten. Dabei seien alle wichtigen Hebel bekannt. Wie zum Beispiel der Ausbau erneuerbarer Energien, ein reduzierter Konsum, weniger Fliegen und energieeffizientes Bauen. Eckart von Hirschhausen ruft zu einer pflanzenbasierten Ernährung auf
„Allein durch eine pflanzenbasierte Ernährung könnten wir 150.000 Todesfälle in Deutschland jedes Jahr verhindern. Weniger Fleisch zu essen ist also ein echter Verzicht: Der Verzicht auf Herzinfarkt und Schlaganfall“, so Hirschhausen.
Obwohl die Notwendigkeit noch nicht in der Gesamtbevölkerung angekommen sei, bleibt Hirschhausen optimistisch, dass wir das 1,5 Grad-Ziel erreichen könnten. „Wenn ich keine Hoffnung hätte, würde ich mich ja nicht mit Haut und Haar diesem Thema widmen. Wir haben alles zu verlieren – und gleichzeitig enorme Chancen“, sagte Hirschhausen.
Er selber würde viel lieber die Luft von 100 Radfahrer:innen einatmen, anstatt die Luft von 100 SUVs. Viele Entscheidungen seien momentan keine individuellen mehr, sondern gesellschaftliche. Daher appelliert Hirschhausen an die Gesellschaft: „Wir müssen uns endlich von den alten Klimaerzählungen lösen: Wie viel Klimaschutz können wir uns leisten – oder der Wirtschaft zumuten? Wir haben alles zu verlieren an Gesundheit und Wohlstand, und sehr viel zu gewinnen an Lebensqualität. Der Klimawandel kommt nicht irgendwann – wir sind jetzt schon mittendrin“.