Unser Hunger auf Erdbeeren ist so groß, dass Erdbeeren aus deutschem Anbau den Bedarf selbst zur Hochsaison nicht decken können. Wir werfen einen kritischen und informativen Blick auf die leckere Frucht.Erdbeeren werden allgemein als Obst oder Beere bezeichnet, botanisch gesehen handelt es sich aber um Nüsschen – gemeint sind damit die kleinen, gelblich-braunen Punkte an der Außenseite der Erdbeere. Außerdem sind nicht alle Erdbeeren rot. Die Ananaserdbeere beispielsweise ist weiß, ihre Nüsschen an der Außenseite sind rot, ihr Aroma ähnelt der einer Ananas.
Wie bei allen Obst- und Gemüsesorten gibt es nicht nur eine einzige Sorte, sondern über 1.000 verschiedene Erdbeersorten, die auf die wilde Walderdbeere zurückgehen und weltweit zum Anbau gezüchtet wurden (und immer noch werden).
Wann beginnt in Deutschland die Erdbeersaison?
Wann die Saison beginnt, hängt vom Wetter ab. Gehen dem Mai ein milder März und April voraus, kann es sein, dass man im Mai schon die ersten Erdbeeren ernten kann.
Generell beginnt die Hauptsaison der Erdbeeren im Juni und dauert auch nur etwa sechs Wochen an, also bis Mitte Juli. Alles was früher oder später angeboten wird, stammt wahrscheinlich aus dem Ausland oder dem beheizten Gewächshaus.
Wie gesund sind die Früchte?
Egal, welche Sorte: Erdbeeren enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und sind reich an Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium und Kalium. Daher sind Erdbeeren prinzipiell gesund.
Wie Erdbeeren angebaut werden
In Deutschland, Spanien, Italien und Marokko reifen die meisten Erdbeeren im Freiland, wo sie in langen Reihen wachsen und per Hand geerntet werden. Varianten mit Folientunnel, Vliesabdeckung oder schwarzen Folien dienen dazu, die Reife zu beschleunigen und die Früchte vor Hitze oder Verschmutzung zu schützen.
In den Niederlanden werden viele der Früchte in Gewächshäusern angebaut, die mit hohem Energieaufwand beheizt werden, um eine frühe Ernte, auch für den deutschen Markt, zu ermöglichen.
Doch auch in Deutschland gibt es immer mehr Erdbeeren, die im Gewächshaus produziert werden, um dann sogar in den Wintermonaten als regionale Frucht verkauft zu werden – aus unserer Sicht ökologischer Irrsinn.
Erdbeeren sind empfindlich und anfällig für Pilzkrankheiten und Fäule, was im konventionellen Anbau zum intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und zu einem regelrechten Giftcocktail führt, der auf 96 Prozent dieser Früchte aus konventionellem Anbau nachweisbar ist. Das macht die (an sich gesunde) Erdbeere dann nicht mehr ganz so gesund.
Im Bio-Anbau wird diesen Problemen ohne Gift durch größeren Pflanzabstand und robustere Sorten vorgebeugt, was den Flächenertrag jedoch deutlich mindert und den Preis in die Höhe treibt. Dennoch sollte man sich nur Bio-Erdbeeren gönnen.
Was Erdbeeren mit Wasser zu tun haben
Um prall, groß und saftig zu werden, brauchen Erdbeeren viel Wasser, was insbesondere in südlichen Anbauländern ein erhebliches Problem ist. Im weltweiten Durchschnitt werden für ein einziges Kilo Erdbeeren bis zu 280 Liter Wasser verbraucht!
Spanien ist das wichtigste Erdbeerimportland: Die meisten Importerdbeeren in Deutschland kommen aus dem Süden Spaniens. 2018 wurden 77.145 Tonnen von dort nach Deutschland importiert (Quelle). In den beiden Jahren davor waren es sogar noch mehr Früchte. Um den Wasserbedarf der Pflanzen zu decken, müssen immer mehr und tiefere Brunnen gebohrt werden. Der Grundwasserspiegel sinkt ab – mit Folgen für die Umwelt.
Ein beliebtes Anbaugebiet für Erdbeeren ist die Region südwestlich von Sevilla, in der Nähe des Nationalparks Coto de Donada. Der Nationalpark, eigentlich ein Feuchtgebiet, droht durch den Erdbeeranbau auszutrocknen.
Was spanische Erdbeeren hinter sich haben
Bis die süße Frucht aus Spanien bei uns im Mund landet, hat sie nicht nur viel Wasser verbraucht, sondern auch viele unnötige Kilometer zurück gelegt, die einen ziemlich tiefen CO2-Fußabdruck hinterlassen.
Nach der Ernte reisen die Früchte per LKW zum Großhändler nach Deutschland. Eine Erdbeere aus der Region von Huelva hat bis zum Großmarkt, beispielsweise in Berlin, bereits gute 2.800 km zurück gelegt. Von dort reist sie zum Zwischenhändler weiter, darauf folgt dann der Transport zum Laden – und erst von dort in deine Küche.
Eine 500-Gramm-Schale spanischer Erdbeeren ist somit für den Ausstoß von knapp 400 g CO2 verantwortlich (Quelle). Das klingt zunächst nach nicht viel, jedoch entsprechen fünf Schalen über das Jahr verteilt dem CO2-Ausstoß einer Zugfahrt von rund 200 Kilometern.
Und bei fast 80.000 Tonnen Erdbeeren aus Spanien pro Jahr sieht die Bilanz schon etwas düsterer aus. Dazu kommen natürlich weitere Emissionen wie Stickoxide oder Feinstaub. Import-Früchte wie spanische Erdbeeren sind hier also keine gute Idee.