Vor 75 Jahren wird in den drei West-Besatzungszonen die Reichsmark durch die D-Mark ersetzt. Erspartes wird nahezu wertlos, dafür füllen sich die Regale über Nacht mit Waren. Doch die neue Währung treibt auch die Spaltung mit der Sowjetunion voran.
Zitat:"Meine lieben Hörer, ich spreche heute Abend zu Ihnen, weil wir an einem entscheidenden Wendepunkt der Nachkriegszeit angekommen sind. Um Mitternacht von Sonntag auf Montag hört die Reichsmark auf, allgemein gesetzliches Zahlungsmittel zu sein." Max Brauer, Hamburgs Erster Bürgermeister, im Juni 1948
Hamburgs Erster Bürgermeister Max Brauer von der SPD wählt in seiner Radioansprache Mitte Juni 1948 große Worte - die dem Anlass angemessen sind. Denn mit der Währungsreform, die am 20. Juni 1948 in Kraft tritt, und der Einführung der Deutschen Mark als Zahlungsmittel endet die Zeit der leeren Regale nach dem Zweiten Weltkrieg, wird der Schwarzmarkt weitgehend ausgetrocknet und bekommt die wirtschaftliche Erholung des kriegszerstörten Deutschlands ihre Initialzündung.
Deutsche Wirtschaft liegt nach dem Krieg am Boden
Der Zustand der deutschen Wirtschaft ist in den ersten Nachkriegsjahren desaströs: Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel und Kleidung sind nur mit Bezugsschein zu haben - oder es müssen horrende Summen auf dem Schwarzmarkt aufgebracht werden. Seit Kriegsbeginn war die Menge in Umlauf befindlicher Reichsmark um das Zehnfache angestiegen. Es war zwar also viel Geld vorhanden, allerdings war es zunehmend weniger wert. Daher schlagen Amerikaner und Briten im Februar 1948 im Alliierten Kontrollrat eine neue Währung für Gesamtdeutschland vor. Die Sowjetunion reagiert jedoch ablehnend.
Zitat:"Die Diskussion um die Währungsreform hat ihren Höhepunkt erreicht und damit zugleich auch bewirkt, dass die wirtschaftliche Stagnation ohne die Durchführung der Reform in aller Kürze zu einer Leichenstarre führen müsste." Ludwig Erhard, Wirtschaftsdirektor der amerik.-brit. Bizone, Frühjahr 1948
Um eine solche Leichenstarre der Wirtschaft zu vermeiden, wird die Währungsreform dann nur in den drei Westzonen angegangen und monatelang vorbereitet - im Geheimen.
Als damals Fünfjähriger kann ich mich nur noch sehr schwach an die damaligen Geldscheine mit den riesigen Summen darauf erinnern. Ebenso auch noch an die " Tante Emma Läden ", in denen man auch mal " anschreiben " lassen konnte oder nach Ladenschluss auch noch mal an der Wohnungstür des Ladeninhabers klingeln konnte, um noch etwas einzukaufen. Ich erinnere mich gerne daran.
Ein mMn lesenswerter Beitrag mit vielen Details, die auch noch durch ein Video untermauert werden.
Ja Wilfried, und da war er wieder der Unterschied zum Osten. Ich habe meine letzten "Lebensmittelkarten" 1990 verbraucht. Bei unserem Bäcker musste man dienstags gestempelte Kinokarten von der Rolle kaufen, um freitags gesichert ein Brot zu erhalten.
Wilfried ich weiß noch etwa mehr als du, bin ja auch eine paar Wochen älter. Die Erste Schockolade kostete am Tag danach 5.- DM, mit 40,- DM die jeder bekommen hatte blieb das vorerst ein Wunschdenken. Damals waren eben alle arm. Ich kann mich noch gut an die Marke erinnern Cadbury, eine braun verpackte Tafel, lag beim Konditor haufenweise im Schaufenster. Aber ich habe keine bekommen. Ich konnte das schon begreifen aber mein jüngerer Bruder eben nicht. Von da an ging es aber aufwärts.
6 Jahre später bekam ich erstmals im Leben Blockschokolade ansehen und auch essen. Da war ich zwar erst knapp 4, kann mich aber erinnern, an Vieles übrigens aus meinen 4 Monaten Düsseldorf. Der Westen war sehr beeindruckend, wobei Onkel und Tante keinesfalls reich waren und Mitte 1955 auswanderten... Inzwischen sind alle tot, auch mein vater, der 13 jünger als sein Bruder war. Ich habe alle Foto-belegten Auswanderungsberichte der ersten Jahre in meinem Besitz.
Ich bin 1948 geboren und in das "Wirtschaftswunder" hineingewachsen. An die ersten Jahre habe ich keine Erinnerung mehr. Logisch... ich war ein Kleinkind.
Meine Eltern hatten ein Uhrengeschäft und daran kann ich mich noch gut erinnern. Irgendwie müssen sie mit den Amerikanern "Geschäfte" gemacht haben, denn bei uns gab es manches ( auch Schokolade und Kakao )die andere Familien noch nicht hatten.
Aber wie gesagt, ich war zu jung um alles zu verstehen.