Warum fällt uns Klimaschutz so schwer? Ein Psychologe erklärt, was Verbote in uns auslösen und warum Einschränkungen nicht automatisch Verzicht bedeuten.
Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler:innen mit zunehmender Dringlichkeit vor den Folgen des Klimawandels, doch die bisher erfolgten Maßnahmen reichen nicht aus. Laut dem EU-Klimadienst Copernicus wird 2023 sehr sicher das heißeste Jahr seit Beginn der Datenerfassung sein. Im Gegensatz dazu stiegen die CO2-Emissionen 2022 der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge auf ein neues Allzeithoch.
Warum schafft es die Menschheit nicht, sich klimafreundlicher zu verhalten? Psychologe Gerhard Reese sieht mehrere Gründe dafür, wie er im Gespräch mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) erklärt.
Der Professor für Umweltpsychologie and der Rheinland Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) findet, dass Verbote oft vor allem negativ als Freiheitsbeschränkung betrachtet würden. Dabei seien bestimmte Verbote schlicht notwendig. Die meisten Menschen hielten etwa das Verbot, nicht bei Rot über die Ampel fahren zu dürfen, für sehr sinnvoll. Außerdem werde oft vergessen, „dass ein Verbot etwas sehr Gerechtes ist. Wenn etwas verboten ist, kann ich mir das auch als besonders reicher Mensch nicht kaufen. […] Das gilt dann für alle“.
Doch anstatt dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen, fühlten sich Menschen von Klimaschutzmaßnahmen bevormundet, es entstehe das Gefühl, ihnen würde etwas weggenommen, erklärt der Psychologe.