Aus den Tagebuch eines 12-jährigen - Vier Tage vor Weihnachten
20. Dezember Gestern mit Monika (Schwester) Wohnung durchsucht. Mama war gerade einkaufen. Monika kriegt Rollschuhe und Armbanduhr, ich kriege Skier und Fußball. Ganz anständig von den Alten. Werden so tun, als wenn wir von nichts wissen, wegen Überraschung. Letzte Rechenarbeit fünf. Mist, werde nichts sagen zu Haus, stört nur Weihnachtsfrie-den. Papa beim Abendessen wieder Vorträge gehalten, wie‘s früher war. Nur Mütze, „Mensch-ärgere-dich-nicht“ und Honigkuchen zu Weihnachten bekommen. Angeber. Mit Monika beraten, was Mama schenken. Papa kriegt Papierkorb. Wünscht sich Selbst-gebasteltes. Blödsinn. Kriegt gekauften, sieht aus wie selbstgemacht und kostet nur vier Euro fünfzig. Soll Papa Weihnachtsfreude machen und Briketts in Keller aufstapeln. Hat selber keine Lust. Drückt sich. Immer dasselbe. Möchte auch gern erwachsen sein.
21. Dezember Wer prima Tag. Tannenbaum mit Papa geholt. Drei Stunden in seiner Stammkneipe. Hal-bes Hähnchen gekriegt und Sprudel und Kaugummi. Papa hat fünf Bier getrunken. Mitge-zählt. Soll nichts Mama sagen. Ehrensache. Muss langes Weihnachtsgedicht lernen, we-gen Onkel Paul. Ist Pastor, legt einem immer die Hand auf den Kopf. Ziemlich knickerig. Hat mir letzte Weihnachten nur ein frommes Buch geschenkt. Hieß: „Der Knabe Aloisi-us“. An Peter weiterverkunkelt, gegen alte Wasserpistole. Was Mama schenken? Vielleicht Topflappen. Hat sie aber schon. Mütter sind schwierig, Weihnachten.
22. Dezember Ohrfeige von Papa. Krippe auf Kleiderschrank mit Flitzebogen beschossen. Kopf von Jo-seph ab. Soll vom Taschengeld neuen Joseph kaufen. Mist! Ins Klassenbuch eingetragen. Wegen nichts. Mit Peter und Winfried Schlüssel auf Klavierseiten gelegt. Machte plärr bei „Vom Himmel hoch da komm ich her“. Nepomuk (Spitzname von Religionslehrer) war furchtbar sauer. Versteht nie Spaß. Schwarzer Tag heute. Was bloß Mama schenken? Hat was verdient. Nach Ohrfeige von Papa mir heimlich Kekse zugesteckt. Prima Frau.
23. Dezember Papa knurrt rum, Tante Luise hat geschrieben, will Weihnachten kommen. Hörte wie Pa-pa von Ziege sprach und Mama „pssst“ machte, wegen uns. Albern, wissen doch, wer ge-meint ist. Spekulatius genascht. Erwischt, aber nur von Mama. Papa hätte gleich gebrüllt. Nascht aber selbst. Vor allem Aufschnitt. Einmal allen Schinken aufgefuttert. Deshalb auch so dick. Stöhnt immer beim Schuhe zumachen. Will früher mal Fußballer gewesen sein, Mit-telstürmer. Dass ich nicht lache. Wer vielleicht Platzwart. Was Mama schenken? Habe noch zweieurofünfzjg. Wenn ich groß hin, kriegt Mama einen Pelzmantel von mir.
24. Dezember Endlich ist es soweit. Alle furchtbar feierlich. Friede, Freude, Eierkuchen. Tue so, als wäre ich furchtbar überrascht. Mama hat sich über Strumpfhose ganz doll gefreut. Nur Größe war nicht richtig. Macht nichts, hat sie gesagt. Den Bauch mit Süßigkeiten voll-gehauen. Eimer mit ans Bett genommen. Vorsichtshalber. Frohe Weihnachten ! ! ! !