Heiligabend. Es schlug eben sechzehn Uhr. Mutti, Vati, Oma, Opa, meine Schwester Inge, mein Bruder Paulchen und ich, alle saßen wir im Wohnzimmer und warteten auf den Weihnachtsmann. Die Lichter am Tannenbaum brannten und Opa erzählte von seiner Kindheit, wie er mit seinen Eltern Weihnachten gefeiert hatte. Eine CD spielte schöne Weihnachtslieder.
“Mutti?“, fragte mein kleiner Bruder Paul. „Warum singen die Leute auf der CD, oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter? Unser Tannenbaum hat doch keine Blätter, er hat Nadeln, an denen man sich stechen kann.“ “Paul“, antwortete Mutti. „Der Komponist des Liedes hat es so geschrieben, damit es sich besser reimt." Paul schaute ungläubig seinen Papa an. “Es stimmt, was Mutti sagt“, bestätigte dieser. “Wann kommt denn der Weihnachtsmann?“, fragte Paulchen ungeduldig. “Ein bisschen musst du noch warten“, meinte die Oma. “Der Weihnachtsmann hat sehr viel zu tun, er muss heute vielen Kindern die Geschenke bringen“, sagte auch Opa mit ruhiger Stimme. Der kleine Paul gab sich mit dieser Antwort zufrieden.
„Ich gehe noch mal zum Auto“, meinte der Papa.“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich es abgeschlossen habe.“ Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer. Die CD spielte gerade „Stille Nacht“ und alle hörten zu, als es dreimal klingelte. “Der Weihnachtsmann kommt“, rief Paulchen und wollte gleich zur Tür laufen, doch unsere Oma hielt ihn zurück. Opa ging ins Vorzimmer. Wir alle waren sehr aufgeregt. Die Tür ging auf. Da stand der Weihnachtsmann. Für einen Moment herrschte Stille in unserem Wohnzimmer. Die CD hatte aufgehört zu spielen. “Bin ich hier richtig bei Familie Müller?“ “Ja“, antwortete Opa.
Der Weihnachtsmann nickte. „Na dann wollen wir mal die Geschenke auspacken. Aber vorher müssen alle noch ein kleines Gedicht vortragen und dann singen wir gemeinsam“ „Oh Tannenbaum“ “Der kleine Paul schaute in Muttis Gesicht. Sie schmunzelte und meinte: “Wie wär´s mit dem Gedicht“ „Lieber guter Weihnachtsmann?“ Paulchen begann mit zitternder Stimme: “Lieber guter Weihnachtsmann.“
Plötzlich wurde es still. Mutti fragte: „Kannst du das Gedicht nicht mehr?“ “Doch“, meinte Paulchen und fing noch mal an.
“Lieber, guter Weihnachtsmann, hast Papis Schuh und Stümpfe an. Auch die Stimme kenne ich woher, sie klingt wie Papas, so ungefähr. Die Armbanduhr an deiner Hand ist mir von Papa auch bekannt. Dein Geschenke Sack, der ist fast voll und das finde ich ganz toll“.
Unsere Mutti wurde rot und blass. Unruhig flüsterte sie: „Paulchen, was war das? Kannst du denn kein richtiges Gedicht oder Weihnachtslied?“ Vielleicht: „Alle Jahre wieder. Wir singen doch immer die schönsten Weihnachtslieder. Von der stillen, heiligen Nacht und auch an Oh Tannenbaum hatte ich gedacht.“
Der Weihnachtsmann schmunzelte, strich freundlich über Paul Strubbelhaare. „Sag auf ein kleines Weihnachtsgedicht, ich meine, das vom Licht. Jenes, das jeder kennt, da, wo ein Lichtlein brennt.“ “Und wo der Weihnachtsmann verpennt“, meinte Opa ganz leise.
Doch Paulchen schüttelte den Kopf. “Die nicht lieber Weihnachtsmann, ich fange ein neues Gedicht mal an.“
“Sieh einmal, wie die Lichter Bögen brennen, im Fenster Kugeln und Sterne hängen. Weihnachten, ist doch eine schöne Zeit sie bringt uns Freude und Besinnlichkeit.“
Im Zimmer war es ruhig geworden. Der Weihnachtsmann sagte: “Das hast du aber fein gemacht, wo hast du denn das gelernt?“ “Im Kindergarten“, rief Paulchen. Alle schauten sich an, ich war richtig stolz auf meinen kleinen Bruder. Er war ja erst fünf Jahre alt. Wir anderen mussten auch unsere Gedichte vortragen, Oma sang ein Lied und der Weihnachtsmann packte die Geschenke aus. Zum Abschluss sangen wir „Oh, Tannenbaum“. Wir bedankten uns alle und der Weihnachtsmann verabschiedete sich. Die Türe ging auf Papi kam herein.
“Papi, Papi, der Weihnachtsmann war hier. Der hatte dieselben Schuhe und Strümpfe an wie du! Auch hatte er die gleiche Armbanduhr getragen.“ Unsere Eltern sahen einander an und schmunzelten. Der Tannenbaum leuchtete hell und alle packten ihre Weihnachtsgeschenke aus. Da war es dann mit der weihnachtlichen Ruhe vorbei. Mittlerweile war es einundzwanzig Uhr, Zeit für Paulchen ins Bett zu gehen. Es war ein sehr schöner Heiliger Abend. (C) F. Buchmann