Der Zauberlehrling Simsa verbrachte auch dieses Jahr wieder seine Ferien zu Hause auf dem Bauernhof seiner Eltern. Hier hielt er sich gerne auf, denn es gab viele Tiere, die er besonders mochte. Des Abends kam der Hund Bello zu ihm und legte sich zu seinen Füßen nieder. Aber auch der Kater Knurr wollte diesen Platz für sich behaupten und fauchte Bello an. Simsa amüsierte sich jedes Mal köstlich darüber. Aber der kleine Zauberer spielte nicht nur mit den Tieren, sondern half auch seinem Vater bei der Stallarbeit und auf den Feldern. Dabei hätte er beinahe vergessen, dass er in den Ferien das Zaubern üben sollte. Konnte er vielleicht an den Hühnern, Enten und Gänsen üben, die den ganzen Tag über den Hof stolzierten? Doch er wollte erst einmal mit einem größeren Tier beginnen, das sich nicht so schnell hin- und herbewegte. So holte Simsa seine Zauberfibel und das hölzerne Stöckchen aus dem Haus und ging damit in den Schweinestall. Seine erste Aufgabe sollte sein, dem Borstenvieh eine neue Farbe zu zaubern. Der Junge schlug das dicke Buch auf, suchte den passenden Spruch und hob den Zauberstab. Laut sagte Simsa den Zauber auf. Doch was war das? Nicht die Farbe des Schweins hatte sich geändert, sondern die Ziegen, die im Stall frei herumliefen, hatten eine grüne Farbe angenommen. Simsa erschrak. Wie konnte das geschehen? „Du musst auch auf den Gegenstand zeigen, den du verzaubern willst“, erklang die Stimme seines Lehrers in seinem Ohr. Genau, das war der Fehler. Er hatte nicht auf das Schwein gezeigt, sondern hatte den Zauberstab zu weit nach rechts gedreht und somit die Ziegenherde getroffen. Das musste Simsa sofort rückgängig machen. Schnell suchte er den passenden Spruch heraus. Doch die armen Tiere wurden nicht weiß, wie ihre Farbe nun mal von Natur aus war, sondern graublau. Irgendetwas machte Simsa falsch. Aber was? Angestrengt dachte der Zauberlehrling nach, ging in Gedanken die letzten Schulstunden noch einmal durch, in denen sie sich gegenseitig andere Farben angehext hatten. Plötzlich fiel ihm die Zauberformel ein und er sprach sie laut vor sich hin. Dabei deutete er auf die Ziegen. Es hatte geklappt. Mit schneeweißem Fell standen die Tiere vor ihm. Freudig hüpften sie umher und schrien: „Iah, Iah!“ Simsa bekam erneut einen riesigen Schrecken. Wie konnte das sein, dass die Ziegen Laute wie ein Esel von sich gaben? Hatte er schon wieder etwas verkehrt gemacht? Dieses Mal nahm er das Zauberbuch und ging damit in sein Zimmer. Dort wollte er in Ruhe nach dem passenden Spruch suchen, damit er wieder Ordnung unter die Tiere brachte. Als er den Stall verließ, galoppierte der Esel über den Hof und rief aufgeregt: „Mäh, mäh, mäh!“ Simsa schüttelte den Kopf. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Die Ziegen riefen „Iah“ im Inneren des Stalles und der Esel hatte deren Sprache übernommen. Das durfte nicht sein! Bevor seine Eltern und Großeltern von diesem Unglück erfuhren, musste es Simsa schaffen, wieder Ordnung in die Sprache der Tiere zu bringen.
Indessen waren die Ziegen sehr traurig, dass sie nicht mehr „mäh“ rufen konnten und auch der Esel schämte sich, weil er kein richtiges Grautier mehr war und auch nur eine halbe Ziege.
Simsa lag auf seinem Bett und studierte das dicke Zauberbuch. Er fand aber die Seiten nicht gleich. Ganz aufgeregt blätterte er hin und her und wieder hin. Durch das offene Fenster hörte er das flehende „Iah“ der Ziegen und das traurige „mäh“ des Esels. Nach einiger Zeit betrat die Großmutter Simsas Zimmer und brachte ihm eine Tasse Tee. Sie wusste genau, was ihr Enkel jetzt brauchte. Kamillentee brachte die Gehirnzellen in Gang und man konnte sich danach wesentlich besser konzentrieren. Gehorsam trank Simsa das Getränk und siehe da, er fand die Seite mit dem Zauberspruch, um die Tierstimmen verhexen zu können. Doch brauchte er außer der Formel auch noch einen Apfel. Nur gut, dass die Frühäpfel schon reif waren. So lief er eilig in den Obstgarten, pflückte eine reife Frucht und ging damit in den Stall. Erschrocken blickten die Ziegen auf, als sie den Zauberlehrling mit Buch, Stab und Apfel bewaffnet reinkommen sahen. Freudestrahlend hielt der Junge ihnen den Apfel hin. Doch die Tiere, die sonst alles fraßen, was man ihnen vorsetzte, zogen sich scheu in die hinterste Ecke des Stalles zurück. Sie hatten Angst, dass ihnen nach dem Verzehr des Obstes noch Schlimmeres widerfahren würde, vielleicht noch Eselsohren wuchsen. So wollte es Simsa bei dem Esel versuchen. Er ging auf das Grautier zu, gab ihm einen der Äpfel und sagte den Zauberspruch auf. Kaum hatte der Esel das letzte Apfelstückchen hinuntergeschluckt, rief er laut: „Iah, Iah!“ und machte vor lauter Freude einen Bocksprung. Als die Ziegen das hörten, antworteten sie ebenfalls mit „Iah“ und kamen vorsichtig aus dem Stall heraus. Nun hatten sie erlebt, dass die Zauberformel wirkte und wollten ebenfalls einen der Äpfel haben. Nur gut, dass es heuer Obst im Überfluss gab. Simsa ging also nochmals zum Apfelbaum und pflückte einige der Früchte. Ungeduldig liefen ihm die Ziegen nach. Der Junge konnte gar nicht so schnell die Sprüche aufsagen, wie die Tiere die Äpfel fraßen. Doch zu guter Letzt erhielt der Esel sein „Iah“ zurück und die Ziegen liefen munter meckernd über den Hof. Der Großvater, der seinen Enkel heimlich bei dessen Treiben beobachtet hatte, murmelte: „Na also, Ende gut, alles gut.“