Die Zeit verging und meine Oma und Mutter legt sehr mager in der Stadt Hoym. Der Krieg war zu Ende und man dachte wieder an eine Heimkehr. Da kam plötzlich ein Sohn des Schuhmachermeisters nach Hause in die Stadt Hoym. Er war kein Soldat, er war bei der Deutschen Reichsbahn. Als Soldat war er zu klein gewesen. In Frankreich war er als Vorsteher für einen Bahnhof eingesetzt. Nach dem Kriegsende fuhr er mit dem Fahrrad von Dünkirchen, Frankreich, nach Hoym. Doch er kam nur bis Quedlinburg. Dort haben ehemalige SS-Leute ihn das Fahrrad unter Todesdrohungen weggenommen. So ging von dort aus zu Fuß. Die ganze Heimkehr hat fast ein halbes Jahr gedauert. Er musste quer durch Frankreich bis nach Bayern. Von dort aus hoch nach Norden, bis er in den Harz ankam. Es war der Sohn des Schuhmachermeisters. Dort traf er Lore, die Tochter meiner Oma. Sie verliebten sich ineinander. Schon kurz danach war Hochzeit. Nach der Hochzeit fuhr meine Oma mit ihren beiden Söhnen wieder zurück nach Duisburg. Lore aber blieb hier und zog mit ihren Ehegatten nach Nachterstedt in ein Zimmer, das am Bahnhof lag. Am 17.9. 1946 bekam Lore ein Kind und das war ich. Es war eine Hausgeburt und so wurde ich in eine arme Zeit hinein geboren. Mein Vater hatte Glück und arbeitete als Rangierer auf dem Bahnhof Nachterstedt. Auch meine Mutter Lore, bekam eine Arbeit bei dem Kaufmann Stengel. Mein Vater musste Schichten machen und Lore arbeitete früh von 8.00. - 12.30 Uhr und 14.30 - 1800 Uhr. Mittags kam sie zwischendurch, mach Hause und fütterte mich. In der Zwischenzeit passte eine alte Frau, der die Wohnung gehörte auf mich auf. So war der Tagesablauf täglich, außer sonntags, immer gleich. Bis ich drei Jahre alt war. Dann bekamen wir eine eigene Wohnung. Zwei große Zimmer im Bahnhof Nachterstedt direkt unter dem Dach. Auch ein riesengroßer Boden war dabei und eine Vorratskammer. Ein Keller und ein kleines Stück Garten. Mein Vater hatte es nicht weit bis zur seiner Arbeit, er musste nur die Treppe herunter. Hier lebten wir bis ich dreizehn Jahre alt waren. Meine Mutter und mein Vater wechselten die Arbeit. Sie arbeitete nun bei den Kaufmann Dix und mein Vater wurde Aufsichtsbeamter auf den Bahnhof Nachterstedt. Später ging er auf das Stellwerk am Bahnhof. Beide hatten es nicht weit bis zur ihrer Arbeitsstelle. Ich war zwar fast immer allein, doch ich konnte sie sehr schnell erreichen, da die Wege dort hin nicht weit waren. Frühmorgens ging ich zur Schule und Nachtmittags nach den Schularbeiten spielte ich Fußball auf den Bahnhofsvorplatz oder auf den Fußballplatz. Unsere Lebensmittel brachte meine Mutter von den Kaufladen Dix mit und wer grade zu Hause war, kochte das Essen. Auch ich musste das Essen öfter aufwärmen. Doch für mich war es eine schöne und aufregende Zeit. So wurde ich schnell selbständig. Für Wärme in unsere Wohnung sorgte mein Vater, den die Eisenbahner klauten, Briketts von den Güterwagen, der von unserem Braunkohlenwerk kam. Da meine Mutter bei dem Kaufmann Dix arbeitete, bekam sie immer die Lebensmittel, die wir zum Leben brauchten. Der Bäcker Wenzel war grade gegenüber von Dix und auch hier wurde getauscht. So war die Versorgung für uns immer gesichert. Mit vierzehn Jahren bekamen wir eine neue Wohnung, auch direkt am Bahnhof. Drei Zimmer und Küche, mit Garten und Keller. Sie kostete 24,23 DDR Mark. Nun hatte ich ein eigenes Zimmer. Auch ein Hühnerstall hatten wir. Jedes Jahr hatten wir zehn Hühner und einen Hahn. Unter uns wohnte ein älteres Ehepaar. Bei ihnen hatten sie noch ihren Enkelsohn und Enkeltochter wohnen. Mit Wolfgang, der Enkelsohn, spielte ich sehr oft. Auch hatten wir das gleiche Hobby, Fußball. So waren wir fast immer nach der Schule zusammen.