9. November 1989 9. November 1989. Ich komme von einer Dienstreise aus Lößnitz. Meine Frau mach Abendbrot und ich stelle den Fernseher an. Dort läuft gerade eine Pressekonferenz von Günter Schabowski im West - und Ost -Fernsehen. Er beantwortet Fragen der Journalisten über die letzte ZK-Sitzung der SED. Plötzlich holt er einen Zettel aus seiner Jackentasche und fängt an über den Reiseverkehr zwischen er DDR und der BRD zu berichten. Er sagte, dass der Reiseverkehr aus der DDR in die BRD ohne Angaben von Gründen möglich ist. Ein Raunen geht durch den Saal. Da fragt ein Journalist aus den USA: "Ab wann?" Er antwortete: "Nach meiner Kenntnis ab jetzt oder sofort." Der USA Journalist fragte weiter: "Ist damit die Mauer gefallen?" Schabowski saß da und zuckte mit der Schulter. Gleich danach war der Saal leer und die Pressekonferenz war zu Ende. Ich verstand erst einmal nichts. Wir aßen zu Abend und schauten einen Krimi im Westfernsehen. Doch plötzlich wurde der Film unterbrochen und man schaltet live zu der Bornholmer Straße Grenzübergang Berlin. Dort standen ca. eintausend Mensen und riefen:"Macht den Schlagbaum auf!" Es dauerte nochmals eine Stunde bis ein Grenzbeamter der DDR zum Schlagbaum ging und diesen öffnete. Am Übergang Bornholmer Straße konnten die ersten DDR-Bürger nach West-Berlin ausreisen. Der Leiter der Passkontrolleinheiten ließ ihre Pässe allerdings ungültig stempeln und bürgerte damit die ahnungslosen Inhaber aus. Doch dem Ansturm der Massen konnte er so nicht begegnen. Zwei Stunden später hieß es: „Wir fluten jetzt.“ Der Schlagbaum wurde richtig geöffnet. Ca. 20.000 Menschen konnten in der folgenden Stunde ohne Kontrolle die Bösebrücke passieren. Infolge der friedlichen Revolution in der DDR und der politischen Veränderungen in den Staaten Ost-Europas war in dieser Nacht die Berliner Mauer gefallen. Ich war ganz aufgeregt und wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen. Als ich am nächsten Tag zur Arbeit fuhr, kam ich verspätet wegen Fahrzeugstau dort an. Fast die Hälfte unserer Belegschaft war auf dem Weg nach Berlin. Auch in meinen Bereich war das so. Meine Sekretärin gab mir als ich ankam erst einmal ein Gläschen Sekt und wir tranken auf die Maueröffnung. Nach und nach wurden viele Grenzübergänge zur BRD geöffnet. Auch bei uns in der Nähe. Es dauerte bei mir erst 14 Tage das wir in den Westen nach Goslar fuhren. Dort traf ich auch unseren Parteisekretär des Betriebes. Er holte sich auch die 100 DM Begrüßungsgeld. Als er mich sah, wurde er rot und lachte dabei. Er war einer der ersten, der als Wendehals zählte. So habe ich die Grenzöffnung gesehen und ich möchte die DDR nicht mehr zurück. (c) Friedrich Buchmann