Als mililtärisches Sperrgebiet der DDR ist der Brockengipfel für Fotograf Hansjörg Hörseljau jahrelang unerreichbar. Am 3. Dezember 1989 ist er dabei, als auch dort die Mauer fällt.
Der Geruch vom Zwei-Takter-Gemisch wabert durch die Straßen. Trabis und Wartburgs knattern mit ihren "Ring-diggi-ding-ding-ding"-Motoren durch die westdeutschen Innenstädte. Weihnachten naht. Auf den Adventskränzen brennt schon die erste Kerze. Der 3. Dezember 1989 ist ein Sonntag. In Clausthal-Zellerfeld ist Hansjörg Hörseljau früh auf den Beinen. Draußen herrscht leichter Frost. Doch es kündigt sich ein Tag mit Traumwetter an; einer, an dem für viele Menschen im Harz auch ein Traum in Erfüllung gehen wird.
29 Jahre alt ist Hörseljau damals. Als journalistischer Fotograf arbeitet er für den "Spiegel" und andere Magazine. "Es herrschte an jenem 3. Dezember eine ganz besondere Atmosphäre," erinnert er sich. Mit seiner Kamera im Gepäck fährt er früh morgens von Clausthal-Zellerfeld nach Ilsenburg. Um 9 Uhr startet in dem kleinen DDR-Städtchen eine Wanderung. Es soll in einem organisierten Marsch auf den Brocken gehen, auf den deutschesten aller deutschen Berge, wie ihn Heinrich Heine in seiner Harzreise nennt.
Brocken war Horchposten in den Westen
Doch der Brocken ist seit dem Mauerbau im August 1961 militärisches Sperrgebiet: abgeschirmt, gut bewacht und unzugänglich. Nur Soldaten der Sowjetarmee und Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit sind dort oben, Besucher nicht erwünscht. Der Brocken ist ein Spionageberg, westlichster Horchposten des Ostblocks in Zeiten des Kalten Krieges. Eine 1,54 Kilometer lange Mauer umringt die Kuppe des Massivs. Die Mauer in Berlin bröckelt schon, die auf dem Brocken ragt noch ohne Blessuren 3,60 Meter in die Höhe. "Von der niedersächsischen Harzseite aus gut zu sehen, als weiß-graues Beton-Band,“ erzählt Hörseljau. Aus der Ferne sieht er den Brocken schon zu seiner Schulzeit nahezu täglich, ohne genau zu wissen, was sich dort oben befindet.
"Der Berg ist zu jeder Jahreszeit schön"
Im Sommer 1975 kauft sich der damals 15-Jährige seine erste Kamera. Eines der ersten Fotomotive: der unerreichbar erscheinende Gipfel. Auch die Leidenschaft für die Fotografie lässt Hansjörg Hörseljau nicht mehr los. Immer wieder macht er Brocken-Bilder. "Der Berg ist zu jeder Jahreszeit schön", findet Hörseljau, "vor allem im Winter, wenn die Luft so klar ist und gute Fernsicht herrscht.“
Der 3. Dezember 1989 ist so ein Tag. In Ilsenburg angekommen, trifft der junge Mann auf "eine Schar von vielleicht 200 Wanderern“. Das Ziel: hinauf zum Gipfel des 1.141 Meter hohen Berges. An die Stimmung im Tross erinnert sich Hörseljau noch gut. Angst spürt er nicht, "eher fröhliche Ungewissheit“. Den vollständigen Beitrag mit diversen Fotos und einem kurzen Video findest du hier: https://www.ndr.de/geschichte/chronologi...ml#mauerfall472
Ich habe etliche Anfragen gestellt und keine einhellige Antwort erhalten. Nach der Maueröffnung am Brocken, kurze Zeit später, stürzte ein Betonwinkelelement um und traf einen Mann aus Goslar (?) tödlich. So etwa damals die Lokalnachrichten. Jahre später findet man nicht einen einzigen Kommentar zu dem tragischen Ereignis. Mir ist es aber noch in Erinnerung. Ich war damals nicht auf dem Brocken, war doch schon als Kind recht oft oben. Nun wollte ich erst die vorlassen, die niemals bisher das Vergnügen hatten.