Es war ein Plan, der aus der Kälte kam. Mitte der 1960er-Jahre sollte das russische Väterchen Frost den Weihnachtsmann in der DDR ersetzen, christliche Adventslieder umgedichtet werden: „Friedliche Nacht“ statt „heilige Nacht“ sollte fortan gesungen werden. Weihnachten, befanden die SED-Strategen, passe nicht zum Arbeiter- und Bauernstaat!
Den Feldzug der DDR gegen das hohe christliche Fest machen Schlagerstar Olaf Berger (58) und seine Kollegin Katrin Weber (59) in ihrer Weihnachtsshow* zum Thema, berufen sich auch auf Interviews mit Zeitzeugen.
So sollte Mitte der 1960er-Jahre die beliebte Weihnachtssendung des DDR-Fernsehens umbenannt werden: Statt „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ in „Zwischen Frühstück und Hasenbraten“! Grund sei ein akuter Mangel an Gänsen in der DDR gewesen. „Das geht aus den Unterlagen meines Vaters eindeutig hervor“, sagt Petra Quermann (63), Tochter des Moderators Heinz Quermann (†82).
Zudem sollte alle weihnachtliche Symbolik aus dem DDR-TV verschwinden, was aber nur begrenzt gelang. So mussten lediglich sechs von 17 „Kessel Buntes“-Shows an den Feiertagen ohne Adventsschmuck auskommen.
Auch das Lied „Weihnachten steht vor der Tür“ bekam 1968 kurzerhand einen neuen Text, hieß nun „Kinder der Winter, er ist wieder da.“
„Doch weder Väterchen Frost noch die Neufassungen der Lieder setzten sich durch“, sagt Olaf Berger. 1982 musste SED-Chefideologe Kurt Hager (†86) dann zugeben: „Genossen, wir haben Weihnachten verloren!“ Väterchen Frost konnte abziehen. Drei Jahre später wurde Frank Schöbels LP „Weihnachten in Familie“ zur meistverkauften Amiga-Platte aller Zeiten.
*„Wir sind Weihnachten!“, 25. Dezember, 19.50 Uhr, MDR