Berlin - Ein akkurat gekürzter Rasen ist für viele Menschen nach wie vor das Schönheitsideal für ihren Garten. Erste Rasenmäher wurden bereits wieder aus dem Schuppen geholt. "Gras gehört im Frühjahr zu den ersten Pflanzen, die wieder loswachsen", sagt Margarita Hartlieb von der TU Darmstadt.
Was viele Menschen noch immer als Paradies empfinden - exotische Gewächse wie Kirschlorbeer umrahmen englischen Rasen - ist für die Natur genau das nicht. "Solche Flächen sind oft artenarm, fast tot", sagt Sophie Lokatis, Natur- und Artenschutzexpertin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Leider habe sich das Ideal des möglichst uniformen Zierrasens weltweit ausgebreitet.
Rasenmähen ist Rückschlag für die Artenvielfalt
Dass Wiesen in Mitteleuropa eigentlich zu den artenreichsten Lebensräumen zählen, lässt sich hierzulande in den meisten Gärten kaum noch erahnen. Jede einzelne Mahd mit einem der überwiegend verwendeten Sichelmäher bedeutet für die Artenvielfalt einen Rückschlag - und viele Menschen kürzen ihren Rasen in der Wachstumssaison allwöchentlich, wenn nicht gar mit einem Mähroboter stetig.
Das betrifft zum einen Pflanzen: "Gras wächst rasch von unten nach, wenn es gemäht wird", erklärt Lokatis. "Andere Pflanzen können da nicht mithalten." Daher gebe es in regelmäßig kurzgeschorenem Rasen überwiegend nur zwei, drei dominierende Grasarten. Zur Blüte schafften es nur noch wenige andere Spezies wie Weißklee und Gänseblümchen, ergänzt Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG 1822).