Bild entfernt (keine Rechte) Fahrradgruppe des CVJM-Wartburg auf Fahrt Foto: B. Schaeffer, Kassel
Im Juli 1959 starteten drei Sippen des CVJM Wartburg Bettenhausen und Mitglieder des Posaunenchores zur großen Fahrt mit dem Fahrrad in fünf Tagen nach Hamburg und dann weiter mit dem Schiff nach Wyk auf Föhr. Als Mitglied des Vereins und mit knapp 16 Jahren voller Tatendrang und Abenteuerlust meldete ich mich zur Teilnahme an. Es war meine erste Radtour ohne meine Eltern und ist mir bis heute unvergessen geblieben. Mehr als sechzig Jahre später (2022) habe ich den Versuch unternommen, mich an Einzelheiten dieser Reise zu erinnern, sie unter Zuhilfenahme des Internets zu rekonstruieren und mit Bildern zu ergänzen.
Arbeitssuche und Ausbildung nach dem Zweiten Weltkrieg
Karl Wills Jahrgang 1932 erlebte den Zweiten Weltkrieg in Bischhausen Walkappel, wohin er nach den schweren Bombenangriffen auf Kassel im Oktober 1943 mit seinen zwei Schwestern und seiner Mutter evakuiert wurde. Das Schuhmacher - Geschäft seines Vaters Peter Wills und ihre Wohnung in Kassel waren nur noch ein Trümmerhaufen. Seine Erzählungen von Erlebnissen in Bischhausen und über seine Erfahrungen währender der Ausbildung zum Schuhmacher beginnen 1945.
[[File:csm_Zwehrenturm_und_Elisabeth_Hospital_mein_Pausenraum_1947-48.web_5b16519bce.jpg|none|fullsize]] Mein Pausenraum zwischen den Trümmern des Zwehrener-Turmes und des Elisabeth- Hospitals, 1947/48 Foto: Karl Wills
[[File:Karl_Wills_Erinnerungen_2009_1947_Bombeneinschlag_Kriegsschule_Keller.web.jpg|none|fullsize]] Kriegsschule Kassel, Zerstörungen 1947 Foto: Karl Wills, Kassel
„Der fürchterliche Zweite Weltkrieg ist Gott sei Dank zu Ende. Ich bin 1932 geboren und gehöre somit zu den sog. Kriegskindern (1925 - 1935). Ich habe meinen Vater in Russland verloren und meine Mutter wohnt mit uns drei Kindern 1947 noch in Bischhausen (Kreis Eschwege), wo wir nach unserer Ausbombung im Oktober 1943 in Kassel-Bettenhausen unterkamen. Ich bin 1946 konfirmiert worden, aber mit den Arbeitsstellen im ländlichen Bereich sah es nicht gut aus. Ich freundete mich mit einem amerikanischen Besatzungs-Soldaten an, welcher mich dann bei Seiner Einheit als Küchenhilfe beschäftigte. (ohne Entlohnung natürlich) Nichts tat ich lieber. Jetzt konnte ich mich das erste mal wieder richtig satt essen. Auch für meine zwei Geschwister und meine Mutter fiel noch etwas ab. Während der Mittagszeit wurde ich immer in ein Nachbarhaus „abkommandiert“ wo nur Offiziere speisten. Ich war dort als „Türsteher“ eingesetzt, d.h. ich musste mich vor die Tür des Speiseraumes stellen und wenn eine Tischglocke läutete musste ich die Wünsche der Herren Offiziere erfüllen. Nach dem Speisen, nach verlassen des Raumes bekam ich als Lohn von vielen Soldaten meine ersten (Ami) Zigaretten (mit 14 Jahren) welche meine Mutter zum Tauschen für Lebensmittel gut gebrauchen Konnte.