Chaos am Heiligen Abend Am 2. Advent sagte die Mutter zu ihrem Mann und den zwei halbwüchsigen Söhnen beim Frühstück, dass sie es satthatte, immer alles alleine zu machen, wenn es auf Weihnachten zu ging. Dieses Mal sollten alle helfen, sonst würde sie Weihnachten ausfallen lassen. Nach anfänglichem Widerspruch ihrer drei Helden, versprach ihr Mann sich um alles zu kümmern, sie könne sich in aller Ruhe auf Weihnachten vorbereiten. Es wäre doch gelacht, wenn wir drei Männer nicht ein ebenso schönes Fest auf die Beine stellen würden wie du, prahlte er. Mutter war einverstanden, auch wenn sie so ihre leisen Zweifel hatte. Der Vater holte Stift und Zettel und erklärte seinen Söhnen, das sie nun erst mal einen Schlachtplan machen müssten und natürlich was am wichtigsten sei, die Aufgabenverteilung. Die Mutter lachte leise in sich hinein, sagte aber nichts. Also sagte der Vater, ein Baum muss her, ein schöner großer Baum soll es sein. Das machst du, sagte er zu seinem älteren Sohn und du bist auch für das Schmücken verantwortlich.„ Zum Jüngeren sagte er, du schreibst die Weihnachtskarten und die Einladungen für beide Omas und Opas. Ich übernehme das Planen und Kochen des Festessens und werde mir etwas Besonderes einfallen lassen, brüstete er sich. Ach ja, um die Geschenke kümmere ich mich auch, erklärte er und dachte bei sich, wozu gibt es das Internet, ist doch ein Klacks. Schon am nächsten Tag gingen die drei Männer voller Tatendrang an die Arbeit. Der Jüngere besorgte Weihnachtskarten und Einladungskarten. Er wollte alles schnell hinter sich bringen, damit er sich wieder seinen Freunden widmen könnte. Schnell schrieb er alle Karten und Einladungen, steckt sie in Umschläge, klebte eine Marke darauf und brachte sie zur Post. Erledigt, dachte er zufrieden, das war gar nicht so schwer. Ich weiß gar nicht warum Mama sich so aufgeregt hat. Unterdessen war auch der ältere Junge unterwegs um seine Aufgaben zu erledigen. Er war ein sparsamer junger Mann und so lief er lange umher, um einen äußerst günstigen Baum zu kaufen. Schließlich fand er nach langem Suchen bei einem Händler einen Baum. Dieser sagte, es wäre sein letzter Baum und er könne ihn deshalb besonders billig verkaufen. Schnell war das Geschäft gemacht und der Junge war stolz auf seinen Handel. Das war einfach, dachte er, ich weiß gar nicht, was Mama hat. Der Vater kaufte einige Tage später für sein angekündigtes Festessen ein und verstaute alles in der Vorratskammer. Na bitte dachte er, jetzt Zuhause an den Schreibtisch und die Weihnachtsgeschenke im Internet bestellen. Ist doch alles easy, was meine Frau bloß so schwer daran findet, dachte er. So vergingen die Tage bis Weihnachten und jeder der drei dachte, was für ein leichter Job das doch war. Die Mutter hatte unterdessen das Haus geputzt und es weihnachtlich geschmückt, aber niemand sagte auch nur ein Wort, wie schön alles aussah. Dann war der Heilige Abend da. Es klingelte und es standen viele Verwandte vor der Türe, die sich dafür bedankten, dieses Jahr Weihnachten mit ihnen verbringen zu dürfen. Mutter und Vater waren verwirrt, hatten sie doch nur die Großeltern der Kinder erwartet. Oh sagte der Sohnemann, da hab ich wohl die Einladungen mit den Weihnachtskarten vertauscht. Macht nichts sagte die Mutter, das kriegen wir hin, kommt rein. Auf einmal hörten sie lautes Klirren aus dem Wohnzimmer. Sie öffneten die Türe und rissen die Augen auf. Da lagen Kugeln, Kerzen und der ganze schöne Baumschmuck auf der Erde. Der Baum hatte alle Nadeln verloren und neigte sich dem Fußboden zu. In all dem Chaos stand betroffen der Sohn und hielt die Baumspitze in der Hand. Ich wollte sie doch nur noch oben anbringen, da passierte es. Er hatte vergessen den Baum zu wässern und der Händler hatte ihm wohl auch noch den ältesten Baum, den er hatte, verkauft. Die Mutter hatte sich als erste wieder gefangen und wollte gerade was sagen, als sie einen strengen Geruch wahr nahm. Vater, rief sie, ist das dein Essen? Der Vater lief rot an und rannte in die Küche. Aus dem Ofen qualmte und zischte es. Er riss die Ofentür auf und holte das Blech mit einer verkohlten Gans zum Vorschein. Niedergeschlagen setzte er sich auf einen Stuhl und sagte, jetzt können wir Weihnachten vergessen, denn auch meine bestellten Weihnachtsgeschenke sind nicht rechtzeitig gekommen. Ich hatte mir das alles einfacher vorgestellt. Die Mutter schaute alle nacheinander an und dann rief sie, na los alle Mann an die Arbeit. Die Männer besorgen im Wald einen Tannenbaum und schmücken ihn, wir Frauen zaubern hier in der Küche ein leckeres Essen und du junger Mann, sie meinte ihren Jüngsten, rufst du deine Großeltern an, damit sie mit uns Weihnachten feiern können. Alle waren damit einverstanden und so wurde aus dem Chaos noch ein wunderschöner Heiliger Abend an dem die Kinder und ihr Mann ihr versicherten, in Zukunft alle Vorbereitungen mit ihr gemeinsam zu treffen, denn sie wüssten nun, was sie alles alleine und immer zu ihrer Zufriedenheit geleistet hätte.