9. Dezember Es beginnt zu schneien. Große weiche Schneeflocken legen einen weißen Teppich über das Land. Wir trinken Punsch und schauen überglücklich aus dem Fenster. Ich liebe Schnee. Ich liebe meine Frau. Gott sei Dank sind wir hier her gezogen. Ich habe Schnee geschaufelt. Am Abend kam der Schneepflug, schüttete alles wieder zu. Also schaufelte ich noch mal. Ich liebe dieses Leben.
12. Dezember Schnee ist geschmolzen. Schade. Aber Karl, unser Nachbar meint, es gäbe weiße Weihnacht. Er wohnt schon länger hier und hat da Ahnung. Ich liebe Karl. Es ist gut, gute Nachbarn zu haben.
15. Dezember 30 cm Neuschnee und -10°! Ich kann wieder Schnee fegen. Nachmittag schiebt der Schneeflug wieder alles zu. Ich schaufle noch einmal. Meine Frau ist stolz auf mich. Es ist ganz schön anstrengend.
17. Dezember 40 cm Neuschnee, 20 soll`n noch kommen bei - 20°. Auto verschleudert, Jeep gekauft, Vorratslager an Lebensmitteln angelegt. Kamin wegen eventuellem Stromausfall abgelehnt. Meine Frau kann Ideen haben. Hier ist doch nicht der Nordpol.
18. Dezember Eissturm. Wollte raus zum Streuen. Hab mich fürchterlich auf den Arsch gesetzt. Meine Frau hat sich scheckig gelacht. Frauen können grausam sein.
19. Dezember Bei – 25 ° ist der Strom ausgefallen. Kein Fernseher, keine Heizung, kein Kamin. Meine Frau ist wütend. Ich versuche sie nachzuäffen. Ich hasse Frauen.
20. Dezember Wir haben Strom und 30 cm von dem weißen Zeug. Zweimal Schnee gefegt, zweimal kam der Schneeflug. Wollte eine Schneefräse kaufen, die gibt’s wohl erst März wieder. Ich glaub die lügen. Wollte dass Nachbars Kinder fegen, die mussten aber Hockey spielen. Die lügen doch. Karl sagt, ich muss fegen, sonst macht’s die Stadt und schickt mir die Rechnung. Karl lügt, glaub ich, auch.
21. Dezember Karl hatte recht: Es gibt weiße Weihnacht. 30 cm von dem Zeug. Wollte Karl mit seiner Schneefräse anheuern, aber er lehnte ab. Er hätte zu viel zu tun. Der Arsch lügt doch.
22. Dezember Es schneit leicht, aber nur 5°. Meine Frau ist in Stimmung und will mit mir weihnachtlich dekorieren. Spinnt die? Und wer schaufelt Schnee? So eine Ignorantin. Angeblich wollte sie es schon vor Wochen mit mir tun. Jetzt lügt die auch schon.
23. Dezember 40 cm Scheißschnee. Ich hab die Schneeschippe abgebrochen. Ich hab einen Herzkasper und wenn ich jemals den Arsch kriege, der den Schneepflug fährt, ziehe ich ihn an seinen Eiern durch den Schnee. Ich weiß genau, dass er irgendwo lauert und wartet, bis ich mit Schaufeln fertig bin. Dann rast die Wildsau die Straße hoch und wirft tonnenweise die Scheiße auf meinen gefegten Eingang. Ich hasse Schnee.
24. Dezember 20 cm mehr weiße Scheiße. Der Gedanke an Schnee lässt mich zum Tier werden. Die Alte will Weihnachtslieder singen und Geschenke auspacken. Die spinnt wohl. Ich muss auf den Schneepflug warten. Ich hasse Weihnachten.
25. Dezember Noch mehr Scheiße. Eingeschneit! Der Schneepflugfahrer klingelt und wollte eine Spende. Hab ihn mit der kaputten Schneeschaufel verdroschen. Höre ich noch einmal „O du fröhliche“, bringe ich die Alte um.
26. Dezember Es sind -30°, die Wasserrohre sind eingefroren. Die Olle macht mich wahnsinnig. Karl auch. Der meint, ich müsse mein Dach freischaufeln, sonst stürzt es ein. Hab den Penner rausgeschmissen.
27. Dezember Das Dach ist eingestürzt. Die Olle ist bei ihrer Mutter. Der Schneepflugfahrer hat mich verklagt. Hab die scheiß Hütte abgefackelt. Nie mehr Schnee fegen, nie mehr scheiß weiße Weihnachten.
28. Dezember Alles um mich herum schön weiß, die weißen Kittel, die weißen Pillen, die weißen Wölkchen ... .