Es klingt nach den brachialen Methoden aus dem vergangenen Jahrhundert: Schlaganfall-Patienten wurde elektrischer Strom ins Gehirn geleitet. Doch die Therapie wirkte und zeigte keine Nebenwirkungen.
Kölner Wissenschaftler haben für Schlaganfallpatienten eine neuartige Schwachstrom-Therapie entwickelt. Durch gezielte Stöße mit schwachem Gleichstrom könnten Aufmerksamkeits- und Orientierungsstörungen bei einem Teil der Betroffenen korrigiert werden, berichteten Wissenschaftler der Kölner Universitätsklinik für Neurologie und des Helmholtz-Forschungszentrums Jülich am Dienstag.
Die Forscher hatten Patienten untersucht, die aufgrund eines Schlaganfalls eine Hälfte ihrer Umgebung oder des eigenen Körpers nicht oder nur schlecht wahrnehmen. Dabei konnten sie nach eigenen Angaben zeigen, dass diese Störung sich besserte, nachdem mehrere Minuten lang schwacher Strom durch den Scheitellappen der Patienten geflossen war.
Der Schwachstrom, der mittels zweier einfacher Elektroden und einer Batterie verabreicht wurde, habe zu einer signifikanten Verbesserung der Hirnleistung geführt, ohne dass dabei Nebenwirkungen aufgetreten seien, berichteten die Wissenschaftler.
Ergänzung zu bekannten Therapien
Allein in Deutschland erleiden jährlich mehr als 150.000 Menschen einen Schlaganfall, der bei der Mehrheit der Patienten zu massiven Behinderungen im Alltag führt. Die Wissenschaftler Gereon Fink und Roland Sparing fanden bei ihren Untersuchungen heraus, dass Aufmerksamkeits- und Orientierungsstörungen bei einem Teil der Betroffenen auf einer fehlerhaften Anpassung des Gehirns beruhen. Das gestörte Zusammenspiel der Hirnhälften kann der Untersuchung zufolge aber durch die gezielte Anwendung schwacher Gleichstromfelder korrigiert werden. Dadurch sei auch noch mehrere Monate nach dem Schlaganfall eine Funktionsverbesserung möglich. Die Therapie sei kein Wundermittel, könne aber die bekannten Rehabilitationstherapien und Medikamente ergänzen, betonten die Forscher. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin «Brain».