In den letzten Tagen wurde in den Medien die Erkenntnis des Oberlandesgerichts Stuttgart in der Streitsache „Bekömmliches Bier“ der Brauerei Härle in Leutkirch (Allgäu) bekanntgegeben. Bekanntlich hat der Berliner VSW (Verband Sozialer Wettbewerb) 2015 beim Landgericht Ravensburg geklagt, dass die Brauerei hier ein gesundheitsbezogenes Wort verwendet. Die sog. Health-Claims-Verordnung der EU aus dem Jahre 2006 verbietet solche Aussagen für Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 1,2 Vol.% . Die Brauerei hat in allen Instanzen vergeblich versucht, diesen Zusatz nur als Qualitätsaussage zu verstehen.
Für mich als mäßiger Biertrinker ist mein abendliches Bier (500 ml, 3,4 % Vol.Alk.) trotzdem bekömmlich (wenn man nicht zu viel davon trinkt!) und meine Frau sagt auch immer „Wohl bekomms“. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, muss jeder Biertrinker selbst entscheiden, ab wann bzw. bei welcher Menge das Bier nicht mehr „bekömmlich“ ist. Also ist dies nach meiner Meinung ein privates „Empfinden“ und kann weder gesetzlich geschützt noch verboten werden.
Dies ist ein weiteres Beispiel, dass die Verwaltung der EU sich in Dinge einmischt, welche eigentlich dort gar nichts zu suchen haben. Es wäre viel besser, wenn in Brüssel wichtige Herausforderungen (Flüchtlingskrise, Staatsschulden usw.) positiv beeinflusst und gemeistert werden.
Herr Gottfried Härle ist gut beraten, wenn er diese juristische „Niederlage“ in einen Sieg verwandelt, indem er z.B. in seiner Bierwerbung (und besonders auf der Flaschenetikette) weiterhin das Wort BEKÖMMLICH druckt, dieses dann durchkreuzt und eine Begründung lt. EU bzw. OLG Stuttgart hinzufügt. Aus Sympathie sollten noch viel mehr lokale Biertrinker seine Spezialitäten kaufen, auch ich werde dies anlässlich meiner nächsten Reise durch das Allgäu tun.
P.S.: Laut Duden wird das Wort BEKÖMMLICH vom mittelhochdeutschen bekom(en)lich abgeleitet, was so viel bedeutet wie bequem oder passend. Heute hat es die Bedeutung verträglich, gut verträglich und leicht verdaulich. Bekömmlich hat noch viele weitere Synonyme: Annehmlich, appetitlich, behaglich, erfreulich, erfrischend, erquickend, essbar, förderlich, gedeihlich, genießbar, giftfrei, labend, nahrhaft, nicht belastend, nützlich, schonend, trinkbar, wohltuend, zuträglich. Nur einem Synonym könnte man noch den therapeutischen Wert „gesundheitsfördernd“ zuschreiben.
Bravo Gerhard! Ich kann das zugefuegte Synonym 'gesund' nur bestaetigen...denn als ich damals, als junges Maedel, doppelte Nierenbeckenentzuendung waehrend der Schwangerschaft hatte und deshalb keine gewoehnliche Medizin einnehmen durfte oder Spritzen dafuer zu kriegen, hat unser Hausarzt mir verordnet jeden Tag eine Flasche PILSNER BIER zu trinken. Habe es damals leider noch nicht 'genossen' weil es so bitter war aber ein gesundes Baby entbunden... Heutzutage, als olle Frau, geniesse ich es aber in dem Wissen dass es meiner Gesundheit nicht schadet sondern GUT TUT!!
Warte nicht auf das große Wunder...weil du sonst die kleinen verpaßt!
vielleicht bekommen wir ja aufs feierabendbierchen auch noch Bilder mit warnhinweisen , z. B. wie der Papa hackedicht dann in andere Betten kriecht anstelle nach hause zu kommen
Kinder betet papa lötet
täglich geht die Sonne auf und nieder täglich weicht die Nacht dem Licht alles sieht man immer wieder nur verpumptes meistens nicht.
zu den Bildern von Lud mit dem Kölsch wieder etwas über Bier: (Kölsch gegen Alt, Großkonzerne vs. KMU-Brauereien, Craftbiere, Billigqualitäten von Discoutern, Glasflaschen- oder Dosenbier)
Aus der Ferne habe ich schon in meiner Jugend den endlosen Streit zwischen KÖLSCH (aus dem Raum Köln – musste man zur Bezeichnung nicht vom Brauereidach den Dom erkennen?) und ALT aus dem Raum Düsseldorf verfolgt. Für mich sind beides obergärige Biere, lediglich das ALT ist (aufgrund vom Rösten der Gerste?) dunkler und subjektiv schmecken mir beide Arten gleich (gut!). Ich hoffe, ich habe damit die Kölsch- und Alt-Biertrinker nicht gekränkt.
Übrigens schmecken die meisten Biere nun ähnlich, besonders dann, wenn sie aus Brauereien der riesigen Weltkonzerne AB Inbev-SAB-Miller (Franziskaner, Hasseröder, Beck’s, Diebels, Stella Artois, Leffe, Pilsner Urquell, Grolsch), Heineken (Paulaner, Amstel), Carlsberg (Holsten, Kronenbourg) und weiteren Konzernen aus China und Japan kommen. Jedes dritte auf der Welt getrunkene Bier ist bereits aus diesen Mammutkonzernen.
Eine wichtige Zutat ist der verwendete Hopfen als Alphasäureträger und da wird leider meist nur zu den ganz wenigen Standardsorten gegriffen, obwohl es eine Vielzahl von sog. Aromasorten gibt. Kleinere Brauereien – besonders im Süden Deutschlands – machen da oft nicht mit und versuchen durch „Liebe“ den Massenproduktionen Paroli zu bieten.
Neuerdings gibt es – neben den jungen Kleinstbrauereien (sog. Micro- oder Gasthausbrauereien) – auch alteingesessene Hersteller, welche sog. hopfenbetonte Craftbiere „handwerklich“ herstellen. Oft geht es da in Richtung I.P.A. (India Pale Beer) - also mit zusätzlichen Hopfengaben versehen - mit meist 7 % Vol.Alk. - mit vielen Geschmacksrichtungen. Da sind der Auswahl der Rohstoffe und den Produktionsverfahren keine Grenzen gesetzt, wenn auch hier das vielzitierte Deutsche Reinheitsgebot nicht mehr eingehalten wird. Übrigens, dies existiert ja ohnehin nur mehr auf dem Papier, denn alle Brauereien verwenden chemische Zusatzstoffe, auch wenn diese großteils zum Schluss wieder herausgefiltert werden.
Leider benützen die erwähnten Weltkonzerne (trotz weiterer Benützung der bekannten Marken) nun andere Marketigstrategien – z.B. Neuromarketing, wo auf Emotionen anstelle von rationellen Überlegungen aufgebaut wird: Es geht diese mächtigen Konzernen nur mehr darum, Standardbier - auch Lager- oder Schankbier genannt - möglichst günstig (in riesigen Mengen, mit wenig Personal sowie mit preiswerten Rohstoffen) zu produzieren und mit Niedrigstpreisen – meist auf Kosten der Qualität – in den Supermärkten zu verkaufen. Gerade die Diskontmärkte werden durch große Abnahmeverpflichtungen gezwungen, nur mehr eine Sorte (vielfach auch als Eigenmarke) in den Regalen vorrätig zu haben. Damit entfällt auch der üblich einkalkulierte Werbekostenanteil, welcher sich auf einen noch günstigeren Einkaufspreis niederschlägt. Manchmal ist Bier auch schon günstiger als Mineralwasser zu haben. Da generell der Bierkonsum pro Einwohner etwas zurückgeht, versucht man hierzulande neue Käuferschichten (Jugend 18+) anzusprechen und vor allem in Überseegebieten die Leute weg von anderen Getränken zu bringen.
Ich bleibe beim Bier einer kleineren Brauerei, gekühlt und im dünnen gereinigtem Glas (nicht dick, kein Kunststoff u.a.) getrunken. Auch wenn es etwas mehr kostet. Der Goldrand am Glas hat nur optische Bedeutung. Kenner kaufen Bier lieber in Flaschen, da die Dosen - trotz gegenteiliger Behauptungen - doch einen anderen Beigeschmack ergeben. Auch wenn die in Dosen oder Kunststoffflaschen abgefüllten Sorten etwas günstiger sind, da Rücktransport, Glasbruch und Waschvorgang entfallen. Dosenbiere verlangen oft geringfügige Rezepturänderungen und werden anschliessend sterilisiert, um Restkeime abzutöten. Dies geht auch auf Kosten des guten Geschmacks.
Siehe dazu auch den von mir hier einstellten Witz vor über fünf Jahren: Braumeister
Mir schmeckt das hier gebraute zypriotische Bier aus der KEO Brauerei in Limassol...aus den braunen Flaschen und nur gekuehlt denn ich mag den Schaum (die Blume) nicht. Wird hier in allen Supermaerkten Kastenweise verkauft...auch in Dosen zu haben, in 2 Groessen.
Hier noch etwas ueber Pilsen(er) Bier... Für seine Bier-Geschichte ist Pilsen noch heute weltbekannt. 1842 brachte ein bayerischer Braumeister seine Handwerkskunst nach Böhmen. Sein Betrieb wuchs zum Großunternehmen Pilsener Urquell heran. Die Stadt lieferte den Namen für die untergärige Biersorte: Pilsener, kurz Pils.
Wohl bekomm's! Prooost...dass die Gurgel nicht verrooost !
Warte nicht auf das große Wunder...weil du sonst die kleinen verpaßt!
@Renate in Zypern: Bierschaum hat eine ganz wichtige Funktion, wie ich in einem Bierseminar gelernt habe: Damit wird das im Bier enthaltenen Kohlendioxyd (entstanden durch die Fermentierung während des Brauens und ggfs. bei wenig Filterung noch in der geschlossenen Flasche) durch den plötzlichen Normaldruck beim öffnen freigesetzt und verhindert so im menschlichen Körper das Aufstoßen bzw. Darmgase. Es gibt aber auch Leute, welche den Schaum „zurückhalten“ wollen, indem besondere Gläser (z.B. mit engem Oberteil oder aufgerautem inneren Boden) verwenden. Nasse Gläser (vor dem Einschenken), Fett- oder Spülmittelreste können ebenfalls die Schaumbildung stark reduzieren. In Gaststätten wurden früher die Gläser vor der Schankbefüllung nochmals mit Wasser gespült, um die Schaumbildung zu verzögern - d.h. damit der Schaum im Glas möglichst lange sichtbar bleibt. Bei Dosenbier wird wegen der anschließenden Sterilisation zusätzlich vor dem Verschließen Gas eingeblasen, damit ein leichter Überdruck entsteht. Auf keinen Fall sollte man Bier sofort nach dem Einschenken bzw. direkt aus der Flasche oder Dose - gemeinsam mit dem gebildeten Schaum trinken, denn dann hat man die oben erwähnten „unerwünschten Nebenwirkungen“.
Danke dir, Gerhard, was du alles weisst...und dass du dein Wissen auch mitteilst! Oft erlebt man dass viele es nicht erwarten koennen den ersten Schluck zu trinken und den Schaum danach von der Oberlippe (oder vom Schnurrbart) wegwischen muessen...dazu gehoere ich aber nicht. Fett- oder Spuelmittelreste wuerden nicht nur den Schaum sondern auch den guten Geschmack verringern. Ich halte das Glas schraeg beim vorsichtigen Eingiessen und so klapppt es meist auch. Bin eigentlich kein Freund von Dosenbier...noch nicht mal wenn 'Loewenbraeu' draufsteht.
Warte nicht auf das große Wunder...weil du sonst die kleinen verpaßt!
Sehr gut @Renate, dass Du das Glas beim Einschenken etwas schräg haltest, um die Schaumbildung zu verringern. Manchmal entsteht aber - trotz aller Vorsichtsmassnahmen - sehr viel Schaum im Glas. Dies ist meist ein Beweis, dass in der Flasche durch einen Filtrationsfehler (z.B. Loch im Filter) eine weitere Gärung stattgefunden hat. Ich hatte kürzlich auch wieder so eine fehlerhafte Produktionscharge einiger Flaschen, welche mir von der Brauerei großzügig mit zwei Kasten Bier (in Österreich: Kisten) ersetzt wurde.
Ach, leider wird der HTML-Code für "durchgestrichen" (strike) hier im Forumsformat nicht anerkannt. Mit [s] bzw. <s> [/s] geht es auch nicht. Aber ich wollte mich ja nur nach den EU-Vorschriften halten.